Dienstag, 31. Mai 2022

Von Cherbourg nach L' Aber-Wrach in der Bretagne

In Cherbourg verbrachte ich fast eine Woche um den besten Wind für eine Überfahrt zu den Kanalinseln und den Weg zur bretonischen Küste
zu bekommen. Dicke Wolken zogen von Westen in den englischen Kanal. 

Wilde Küste am Cap Levi

Notre-Dame in Cherbourg

Torpedoraum in einem ausgemustertem Atom U-Boot. 16 Atomraketen. Jede Atombombe 50 mal stärker als die Hiroschima-Bombe


Keine gute Bedingung. Für Samstag allerdings wurde ein nach Nord drehender Wind angesagt. Am Freitag Morgen sah ich beim Frühstück, dass es mehr zu einer Flaute kommen sollte. Die Tage danach ebenso. Kurz entschlossen packte ich alles zusammen und machte mich auf den Weg nach Alber-Wrach in der Bretagne. 145 Seemeilen bedeutet natürlich auch, dass ich die Nacht durchsegeln musste. Der Strom hatte gerade gedreht, somit lief der sehr starke Strom gegen die sich in der letzten Woche aufgebauten Dünung und bildete hohe, steile Wellen. Oft ein sehr chaotisches Wellenbild. Zweimal tauchte der Bug tief in die Welle ein. Sehr unangenehm. Allerdings ist die Fahrt über Grund mit 9 - 11 kn sehr schnell.


Sonnenuntergang auf See

Am Alderney Race nahm ich Kurs zwischen die Inseln Alderney und Guernsey. Das bedeutet, dass ich den Bug auf Alderney halten musste. Der Strom führt uns dann durch die Insel. Auf dem Weg konnte ich endlich Segel setzten. Am Wind machte die Fata Morgana immer um die 8 kn Fahrt. Herrlich. Endlich mal wieder richtig segeln. Immer wieder tauchten zumeist Fischer auf, auf die ich aufpassen musste. Oft interessieren die Fischer sich nicht für andere Verkehrsteilnehmer. Vielfach ist das Steuer gar nicht besetzt. Am besten, immer einen großen Bogen machen.

Die Sonne geht zu dieser Jahreszeit spät unter und es dämmert noch mehr als eine Stunde. Nach 23 Uhr wird es dunkel, um vor 5 Uhr wird es langsam wieder hell. Die Nacht war sternenklar, Milchstraße und alle Sternenbilder waren gut zu sehen. Das Heckwasser, vom Ruderblatt angeregt, leuchtete wieder. Allerdings waren die Wellen sehr hoch und es war ziemlich frisch. Immer für 20 Minuten verzog ich mich in den Salon. Radar, AIS und Autopilot passten auf und hielten zuverlässig Kurs. In der Nacht drehte der Wind weiter nach Norden und wurde schwächer. Gegen Morgen musste die Maschine wieder mithelfen. 

endlich nach 23 Std. fest und sicher am Schwimmsteg

die Marina l'Aber-Wrach

Die bretonische Küste ist hier voller Riffe und entsprechend vielen Leuchtfeuern. Ich war froh nach 23 Std. den Hafen erreicht zu haben. Durch ein betonntes Fahrwasser fuhr ich über den Fluß zur Marina. Querstrom und Seitenwind mahnten zu erhöhten Aufmerksamkeit. Oft musste ich über 15 Grad vorhalten.

Das ich jetzt erst drei Wochen unterwegs bin, kann ich kaum glauben. Es kommt mir sehr viel länger vor. Bisher bin ich 600 Seemeilen von zu Hause aus gefahren. Morgen geht es nach Camaret-sur-Mer.


Chapelle Eglise


Die bretonische Küste ist toll


bei Niedrigwasser liegen die Granitfindlinge frei


Freitag, 20. Mai 2022

Bologne-sur-Mer und Dieppe

In Dünkirchen musste ich, bevor ich nach Bologne-sur-Mer aufbrechen konnte, zunächst den Sand vom Boot waschen. Nicht das erst mal in diesem Jahr. Nur war es kein Sahara-Staub, sondern der Sand von dem endlos scheinenden Strand an der Küste.

Strand bis nach Holland
Zunächst gegen den Strom ging es nach Calais. Ab Calais drehte der Strom langsam und ich konnte sogar ein paar Meilen segeln. Die Sonne schien und die Steilküste zog malerisch vorbei. 

Küste nach Calais
Bei fast Stillwasser und Niedrigwasser erreichte ich Bologne. Eine gute Voraussetzung um alleine anzulegen. Nachdem ich eine geeignete Box fand, konnte ich zügig die Achterspring überwerfen und das Boot ausrichten. Vorleinen überwerfen fertig. Der Strom von Vorn erledigte den Rest. 9 Meter Tidenhub sind schon besonders. Im Boot spürt man das natürlich nicht, da der ganze Steg mit dem Wasserspiegel steigt und sich auch wieder senkt. Nur wird bei Niedrigwasser der Weg zum Sanitärgebäude sehr steil und beschwerlich.

Das Cap blanc Nez im Hintergrund

Bologne sur Mer ist in der Altstadt oben auf dem Berg sehr nett. Die Oberstadt ist noch mit einer alten Mauer komplett umschlossen.

Die Marina Bologne-sur-Mer bei fast Niedrigwasser

Das Chateau in Bologne

Dom und Stadtmauer in Bologne

die Marina um halb sechs

Am nächsten Morgen stand ich wieder mal um 5 Uhr auf. Kurz danach fuhr ich mit dem sich gerade drehenden Strom nach Dieppe. Das Wetter sollte eigentlich ganz nett werden.  Auf dem Festland sollte sich eine Gewitterfront bilden und nach Deutschland ziehen. Leider dehnte sich diese Front bis in den englischen Kanal aus. Nach zwei Stunden sah ich die Front. Am Horizont war es noch klar. Auch mit einer beschleunigten Fahrt konnte ich den Wolken nicht entkommen. Danach gab es 8 Stunden Starkregen und eine unangenehme Welle von vorn. War ich froh, als ich endlich die Hafenmole von Dieppe sehen konnte. Das Anlegen ging wieder leicht. Dieppe macht einen sehr guten Eindruck. Ich freue mich auf die Sehenswürdigkeiten und dem Flair der Stadt.

gut, dass ich da nicht direkt unter dieser Wolke war

Die letzte Starkregenwolke vor Dieppe

Im Hafen Dieppe angekommen, lacht die Sonne schon wieder

 

Sonntag, 15. Mai 2022

Über Veere, Vlissingen nach Dünkirchen

Auf dem Weg nach Veere hatten wir wieder den Wind auf der Nase. Keine gute Gelegenheit um mal wieder zu Segeln. Also fuhren wieder unter Maschine die 8 sm bis nach Veere. Im Stadthafen liegt man sehr schön, zu Füßen derer, die in den Cafés ihren Kaffee genießen. Veere ist auch wieder so ein Bilderbuchort. Es macht Spaß durch die Gassen zu schlendern und die vielen kleinen Besonderheiten zu genießen.

Im Stadthafen Veere

Versemeer 

eine Hubbrücke darf auch nicht fehlen
Um nach Vlissingen zu kommen, durchfuhren wir einen Kanal mit einer Schleuse und fünf Brücken. Etwas Geduld benötigt man schon um diesen Weg zu fahren. Wann welche Brücke öffnet, war uns nicht ganz klar. Oft legten wir noch einmal an, um die Öffnung abzuwarten. Wir machten noch einen Stopp in Middelburg. Auch sehr sehenswert.

Rathaus mit Markt in Middelburg

Die letzte Brücke vor Vlissingen
Vlissingen ist das Tor zur Nordsee und der Westerschelde. Über die Westerschelde fahren Kolonnen von Frachtern und Tankern nach Antwerpen. Unglaublich, welch ein Warenstrom, Tag und Nacht. An der Westseite von Vlissingen strömen die Gezeitenströme hin und her. Es lohnt ein Spaziergang direkt am Wasser entlang.

Hochwasserschutz in Vlissingen

Nette Lokale laden zum Verweilen ein
Michael hat mich am Samstag leider verlassen. Sonntag war ein günstiger Tag für den Weg nach Dünkirchen. Endlich drehte der Wind mal von West auf Ost. Nur die Tide war nicht optimal. In der Westernschelde sollte man immer mit ablaufendem Wasser abfahren, also bei Hochwasser. Das war um 2 Uhr Nachts. Etwas zu hart. Somit entschied ich mich auf 5 Uhr, also noch drei Stunden mitlaufender Strom. Als ich um 4 Uhr aufgestanden bin, stand der Vollmond am Himmel und es war total still. Der Wind war gänzlich eingeschlafen. Also, alles vorbereiten, Navibeleuchtung einschalten und schnell zur Seeschleuse fahren. Die Tore wurden schnell nach meinem Anruf geöffnet. Endlich wieder aufs Meer. Es dämmerte schon als ich zur Südseite der Schelde fuhr. Dann ging die Sonne auf. Eine Belohnung für die frühe Stunde.

Seeschleuse Vlissingen bei Nacht

Toller Sonnenaufgang und ein Frachter nach dem Anderen
Zunächst fuhr ich noch unter Maschine die Küste von Belgien entlang. Durch den Strom oft über 9 kn. Der Wind wurde dann etwas stärker und ich konnte meinen von mir oft geflickten Blister zum Einsatz bringen. Bis 10 Seemeilen vor Dünkirchen hielt er gut durch. Nun muss ich wieder ein Loch flicken. Kaum bin ich nach 10 Stunden in Dünkirchen angekommen, drehte der Wind schon wieder auf West und der Gezeitenstrom stand mir mit 2,5 kn auf dem Bug.

Der erste Seetag war toll. Vor allem spielte das Wetter auch mit. 

Einfahrt Dünkirchen






Donnerstag, 12. Mai 2022

Wir sind unterwegs!

Am Samstag den 07.05.22 sind Micha und ich vom AMC in Castrop gestartet. Endlich ging es los. 

Die fünf Schleusen zum Rhein konnten wir fast ohne Wartezeit passieren. Das Wetter war sonnig und warm. Es lief, auch auf dem Rhein ging es dann 3kn schneller Richtung Wesel. In großen Schleifen windet sich der Rhein und wir versuchen immer möglichst rechts, mit Abstand zu den großen Frachtschiffen unser Tagesziel zu erreichen. Kurz vor Wesel wurde es mächtig eng. Ein Schubverband, zwei Tanker und ein Frachter kamen uns auf unserer Seite entgegen. Kurz die Augen schließen und mitten durch. Die Marina Wesel ist ein schöner Hafen um die Nacht zu verbringen.



Am nächsten Tag fuhren wir über den Rhein bis Willemstad. 180 km mit zunächst unterstützenden 3 kn Strom, dann 60 km vor dem Ziel nimmt der Strom immer weiter ab. Wir brauchten fast 12 Stunden. Wir waren froh, dass wir den Rhein geschafft hatten. Immer wieder wurde es mächtig eng, die Wassertiefe war insgesamt auch ziemlich gering. Somit konnten wir nicht zu nah in Ufernähe fahren, wenn Schubverbände auf unserer Fahrwasserseite überholt werden. Einmal hatten wir leichte Grundberührung. Sehr unangenehm, wenn der Strom von hinten weiter schiebt.

Kalkar

Nimwegen

Willemstad, Holland begrüßt uns natürlich mit einer Windmühle und einem schnuckeligen Städtchen

Eigentlich wollte ich direkt zur Nordsee weiter fahren. Der Wetterbericht sagte allerdings vier Tage starken Gegenwind an. Deshalb entschieden wir uns über die Osterschelde und dem Versemeer nach Vlissingen zu fahren. Hier in den Schleusen wurden wir nur immer ein paar Zentimeter angehoben oder gesenkt. Allerdings wurden die Schleusen schon recht voll.

Willemstad

Willemstad

Schleuse zur Osterschelde

Die Gewässer in Holland sind sehr gut betonnt. So ging es immer zwischen Tonnenpaare bis nach Kortgene. In der Delta-Marina stellten wir den Mast und schlugen die Segel an. Früh Morgens um 7 Uhr fuhren wir zum Kran und bereiteten alles vor. Werkzeug bereit legen, Spanner fetten, das Decke vorbereiten, die Holzböcke demontieren und vor allem den Mast herrichten. Dann Kam der große Moment. Nicht mit dem Kran, sondern mit dem Gabelstapler wurde der Mast an Deck gehoben. Die Mitarbeiter in der Werft hatten das offensichtlich nicht zu ersten Mal gemacht. Nachdem ich das Vorstag angeschraubt hatte wurden noch die restlichen Spanner angeschraubt. Kurz danach fuhr der Stapler schon wieder davon und Micha und ich konnten den Mast trimmen und die restlichen Arbeiten erledigen. Am Liegeplatz installierten wir den Rest des Riggs. Nach 8 Stunden war alles fertig, das Deck aufgeräumt und die Crew war sehr müde. Wie herrlich schmeckt dann der erste Schluck Bier.

Makramee 

Fallen, Wanten und Stagen müssen richtig liegen, bevor die Salinge installiert werden können 

Der Mast wird mit dem Stapler an Deck gehoben

Auf die richtige Spannung kommt es an

Das Rigg steht, endlich wieder ein Segelschiff