Dienstag, 14. Mai 2024

Von Cefalu nach Vulcano

Vom Ankerplatz aus sahen am nächsten Morgen die Wellen noch genauso hoch aus. Der Wind hat etwas nachgelassen. Anker auf, hinein in das Vergnügen. Bis Vulcano, der südlichste Vulkan der Liparischen Inseln, musste ich 52 Meilen segeln. Kaum hatte ich den Ankerplatz verlassen, rollte das Boot schon ganz ordentlich in der anlaufenden See. Leider habe ich den Spibaum im Hafen nicht vorbereitet. So musste ich bei diesem Eiertanz zum Vordeck um dort den Baum zu installieren. Ohne Baum fällt die Genua bei diesen Bootsbewegungen immer wieder zusammen. Bei 5Bft segelten wir mit ca. 6 kn den Liparischen Inseln entgegen.

Diese starke rollende Bewegung des Bootes erinnerte mich sehr an die Überquerung des Atlantiks. Es ist alles anstrengend. Ohne sich festzuhalten konnte ich mich an Bord nicht bewegen. Nach der halben Strecke beruhigte sich der Seegang. Die Kanister und auch einige andere Dinge rutschten nicht mehr permanent hin und her. Dafür schien die Sonne, der Wind ließ nach. Plötzlich tauchten Alikudi und Filikudi auf. Dann später auch Vulcano und Lipari. Inmitten der Vulkane fühlte ich mich nicht so gut aufgehoben, da die vielen Schwarmbeben südlich von Neapel schon einige Wochen die Menschen in Atem hält. Die Magmablase in 4 km Tiefe wölbt sich wohl auf. Da ist wohl Druck im Kessel. Die Vulkane der Liparischen Inseln sind dagegen sehr ruhig, ebenso der Ätna, der im Süden dann auch zu sehen war.

Nur unter Genua segelte ich den Vulkanen entgegen

MSC Containerschiff vor Alicudi und Filicudi

Durch diese Lücke, zwischen Lipari und Vulcano, musste ich hindurch.

Erstarrte Lava

Feriensiedlung an der Ostküste von Vulcano. Im Hintergrund der Krater.

Angekommen, im endlich ruhigen Wasser vor Anker. Prost!

Am nächsten Tag musste ich natürlich den Krater besichtigen. Etwas spät am Morgen fuhr ich mit dem Schlauchboot zum Hafen. Den Weg kannte ich ja schon. Vor 18 Jahren war ich schon mal dort oben. Nach der Ansiedlung beginnt dann bald der eigentliche Wanderweg über Vulkanschotter zum Kraterrand. Ich machte große Augen, als ich dort plötzlich eine Ampel sah. Die Ampel war ROT. Ich habe noch nie eine Ampel auf einem Wanderweg gesehen. Nach 10:30 Uhr darf man den Weg nicht mehr gehen. Es war natürlich gerade 10:30 Uhr. 
Ich änderte mein Ziel und ging zu dem etwas entfernteren Krater daneben, der auch der Startplatz für die Paragleiter ist. Von dem Gipfel aus konnte ist sehr gut auf den Hauptkrater schauen. Das Panorama rundherum war wieder sehr schön.

Der Schlot. An vielen Stellen Dampf und Zischt es.

Gipfel. Die Vulkane liegen mir zu Füßen.

Auf dem Weg zurück. Lipari und Salina im Hintergrund.


Der warme Schwefeltümpel lädt mich nicht zu Baden ein.

Auch unter Wasser blubbert es.

Abendstimmung auf dem Ankerplatz.


Donnerstag, 9. Mai 2024

Von San Vito lo Capo nach Cefalu

San Vito ist ein nettes kleines Örtchen an der Nordwest-Ecke von Sizilien. Die Flachdachgebäude bilden kleine Gässchen und eine breite Hauptmeile, die für den Tourismus hergerichtet wurde. Hier befinden sich die üblichen Eiskaffees, Restaurants und Souvenirläden. Am zweiten Tag legte dann der DJ auf, so laut, dass auf Sardinien sicher alles zu hören war.

Ein, so finde ich ein must do, ist die Besteigung des Monte Monaco. Der imposante Berg liegt direkt neben dem Hafen. Hin und zurück bin ich 13 km gelaufen und bin 550 m aufgestiegen. Das Meer und der immer kleiner werdende Hafen zu Füßen machten die Wanderung zu einem schönen Erlebnis. Der Ausblick ist wirklich toll.






Typisches Straßenbild in San Vito

Die Kirche aus dem 4. - 5. Jahrundert ist innen sehr gepflegt

Der Strand in San Vito

Langsam wurde es Zeit die nächste Etappe anzugehen. Es bot sich ein Wetterfenster mit zunächst leichtem SW -Wind an, dann auf West drehend. Na ja. Es kam mal wieder anders. Um kurz vor 6 Uhr startete ich. Der Hafen und die Stadt schliefen noch. Für die 63 Seemeilen benötigte ich 10 Stunden. Nach dem Hafen ging es, wie angesagt, mit leichtem Wind los. Nach einer Stunden lagen gute sechs Bft. an. Meine Fata Morgana beschleunigte in den Böen bis 9,5 kn, auch noch mit gerefften Segeln! Ich hatte eigentlich auf eine ruhige Fahrt gehofft. Auf der Höhe von Palermo sollte ich 13 kn Rückenwind bekommen. FAUTE! Von 6-7bft. auf Null. Also ging es mal wieder unter Maschine bis hinter die Mole von Cefalu. Dort kann man auch bei kräftigen Westwinden Schutz finden. Dieser kräftige Wind kam dann auch am Tag danach. 

Ich war froh, als der Anker saß und endlich wieder Ruhe eingekehrt war. 65 Seemeilen ist für einen Tagestörn schon recht weit.

Am nächsten Tag besichtigte ich die alte Stadt Cefalu und ging mal wieder ordentlich Einkaufen. Cefalu ist richtig schön. Das wissen natürlich auch die restlichen Menschen auf der Welt. Die Straßen waren am Morgen schon ordentlich gefüllt. Hier mal ein paar Eindrücke:

Vor der Innenmole liege ich vor Anker






Der Wind briste an diesem Tag auf 30 kn auf. Die Wellen erreichten 2m.

Am nächsten Tag sollte es weiter gehen😖

Waschsalon aus dem Mittelalter





 

Dienstag, 7. Mai 2024

Von Santa Maria Navarrese (Sardinien) nach San Vito lo Capo (Sizilien)

Seit Ende April bin ich wieder an Bord. Die Saison kann beginnen. Ich war wieder sehr froh auf Sardinien zu sein. Der Unterschied zwischen Dortmund und Sardinien ist doch immer wieder erstaunlich. Plötzlich wird es ruhig, farbenfroh und sonnig. Auf den Nachbarbooten tauchen plötzlich alle Eigner auf und richten die Boote für die anstehende Saison vor. Der Saharastaub hatte die Schiffe wieder mit einer festen Patina überzogen. Endlich konnte ich mal wieder das MTB aus der Backbordkabine wurschteln und ein paar Touren durch das Gebirge machen. Leider sind die Beine noch sehr wintermüde. Die Landschaft ist sehr schön und lädt zum Wandern und radeln ein. Der tägliche Spaziergang zum Strand ist ein fester Programmpunkt.

Das Türmchen ist doch immer wieder ein reizvolles Motiv

Die Marina Baunei liegt an einer sehr geschützten Stelle an der Ostküste


Motiv für ein Aquarell


Während auch ich mich für die Abfahrt vorbereitet hatte, gilt jeder zweite Gedanke dem Wetter. Wann entsteht das günstige Wetterfenster für die Überfahrt nach Sizilien? In den ersten Tagen beherrschte der Mistral das Wetter. Mit kaltem Starkwind bläst der Mistral über das zentrale Mittelmeer. Bei Böen bis 30 kn bleibe ich doch lieber im Hafen. Nach dem Mistral dreht der Wind gern auf Süd und weiter nach Südost. Genau dahin möchte ich. Ich hatte mir einen Tag ausgesucht mit NW-Wind. Leider wurden die Vorhersagen immer ungemütlicher. Im Austausch mit einem Stegnachbarn haben wir uns entschlossen bei leichtem Ostwind bis Flaute die zwei Tage auf See zu verbringen.

Dies hat bedeutet, dass es am nächsten Tag schon los gehen sollte. Da die Entscheidung an einem Sonntag fiel, konnten wir dann auch nicht mehr einkaufen. Die Nachbarin buk noch schnell ein Brot. Die Boote wurden für die lange Fahrt, 185 Seemeilen, 2 Tage eine Nacht, vorbereitet. Die erste Fahrt in der Saison gleich mit einer Nachtfahrt und doch ganz ordentlichen Wellen gegen an, machten mir doch ein mulmiges Gefühl.

Am nächsten Tag ging es dann nach dem Frühstück los. Erst unter Maschinenkraft, dann später konnte ich bei leichtem Wind segeln. Die Dünung schaukelte uns ganz ordentlich durch. Leider drehte der Wind immer mehr nach Süden, so dass ich zu weit hätte abfallen müssen. Also musste uns die Maschine wieder auf Kurs bringen. Zwei Stunden später passte der Wind wieder und wir konnten hoch am Wind in die Nacht segeln. 

Der Tag neigte sich dem Ende zu. Die Wolken verschwanden und es zeigte sich ein prächtiger Sternenhimmel.

Etwas bedrohlich! Die Wolken zogen nach SE ab.

Diese Schwalbe fuhr ein wenig mit, um sich auszuruhen.

Im Dunkeln zu Segel macht mir nichts aus. Das Radar sucht in einem großen Sektor die See nach Gefahren ab und warnt frühzeitig. Die meisten Schiffe senden ein AIS  - Signal ab, das mich, falls ich eingeschlafen sein sollte, wieder weckt. Ich fange ja schon am Tage mit einer Intervallwache an. 20 Minuten Augen zu und ruhen, dann alles kontrollieren. Zuvor habe ich schon auf Marine Traffic gesehen, dass auf meiner Route kaum Schiffe fahren. Während der 34 Stunden habe ich nur sehr weit entfernt andere Verkehrsteilnehmer ausmachen können.

Es wurde sehr kalt und leider schlief der Wind ab 1 Uhr immer mehr ein. Mit nur 3 kn bin ich zunächst gesegelt, später hat dann der Motor wieder mitgeholfen. Der Sternenhimmel war wieder überwältigend. Zuhause kann man den Himmel nur sehr selten so sehen. Irgendwann in der Nacht mache ich mir immer einen Kakao. Seid der Atlantiküberquerung habe ich mir das so angewöhnt. Der Kakao tut in kalten Nächten richtig gut. Während ich das fluoreszierende Wasser beobachtete und meinen Kakao genoss, sah ich am Horizont einen hellen Fleck. Für eine Navigationsbeleuchtung war und wurde es zu groß. Es dauerte einige Zeit, bis ich erkannte, dass der Mond am Horizont über die Kimm stieg.😅

Nach Sonnenaufgang legte ich mich noch einmal ins Bett. Richtig schlafen kann ich in der ersten Nacht nicht. Ich war aber für den kommenden Tag ausreichend ausgeruht.

Land in Sicht. Sizilien voraus.


Hinter dem Leuchtturm befindet sich der Hafen von San Vito lo Capo.

Das Anlegerbierchen kurz vor Sonnenuntergang in der Marina.

Das Wetter war herrlich. Die See hat sich beruhigt. So konnte ich die letzten Stunden genießen. Ich ließ den Motor weiter mitlaufen, um nicht in die zweite Nacht zu kommen. Ich konnte den Hafenmeister noch vor seinem Feierabend erreichen und bekam einen geschützten Platz in der Marina. Ankommen ist immer ein besonderer Moment. 

Nach einer Pizza und einem Starkbierchen im Dorf wurde ich unglaublich Müde. An Bord bin ich gleich in einen tiefen Schlaf gefallen.