Dienstag, 7. Mai 2024

Von Santa Maria Navarrese (Sardinien) nach San Vito lo Capo (Sizilien)

Seit Ende April bin ich wieder an Bord. Die Saison kann beginnen. Ich war wieder sehr froh auf Sardinien zu sein. Der Unterschied zwischen Dortmund und Sardinien ist doch immer wieder erstaunlich. Plötzlich wird es ruhig, farbenfroh und sonnig. Auf den Nachbarbooten tauchen plötzlich alle Eigner auf und richten die Boote für die anstehende Saison vor. Der Saharastaub hatte die Schiffe wieder mit einer festen Patina überzogen. Endlich konnte ich mal wieder das MTB aus der Backbordkabine wurschteln und ein paar Touren durch das Gebirge machen. Leider sind die Beine noch sehr wintermüde. Die Landschaft ist sehr schön und lädt zum Wandern und radeln ein. Der tägliche Spaziergang zum Strand ist ein fester Programmpunkt.

Das Türmchen ist doch immer wieder ein reizvolles Motiv

Die Marina Baunei liegt an einer sehr geschützten Stelle an der Ostküste


Motiv für ein Aquarell


Während auch ich mich für die Abfahrt vorbereitet hatte, gilt jeder zweite Gedanke dem Wetter. Wann entsteht das günstige Wetterfenster für die Überfahrt nach Sizilien? In den ersten Tagen beherrschte der Mistral das Wetter. Mit kaltem Starkwind bläst der Mistral über das zentrale Mittelmeer. Bei Böen bis 30 kn bleibe ich doch lieber im Hafen. Nach dem Mistral dreht der Wind gern auf Süd und weiter nach Südost. Genau dahin möchte ich. Ich hatte mir einen Tag ausgesucht mit NW-Wind. Leider wurden die Vorhersagen immer ungemütlicher. Im Austausch mit einem Stegnachbarn haben wir uns entschlossen bei leichtem Ostwind bis Flaute die zwei Tage auf See zu verbringen.

Dies hat bedeutet, dass es am nächsten Tag schon los gehen sollte. Da die Entscheidung an einem Sonntag fiel, konnten wir dann auch nicht mehr einkaufen. Die Nachbarin buk noch schnell ein Brot. Die Boote wurden für die lange Fahrt, 185 Seemeilen, 2 Tage eine Nacht, vorbereitet. Die erste Fahrt in der Saison gleich mit einer Nachtfahrt und doch ganz ordentlichen Wellen gegen an, machten mir doch ein mulmiges Gefühl.

Am nächsten Tag ging es dann nach dem Frühstück los. Erst unter Maschinenkraft, dann später konnte ich bei leichtem Wind segeln. Die Dünung schaukelte uns ganz ordentlich durch. Leider drehte der Wind immer mehr nach Süden, so dass ich zu weit hätte abfallen müssen. Also musste uns die Maschine wieder auf Kurs bringen. Zwei Stunden später passte der Wind wieder und wir konnten hoch am Wind in die Nacht segeln. 

Der Tag neigte sich dem Ende zu. Die Wolken verschwanden und es zeigte sich ein prächtiger Sternenhimmel.

Etwas bedrohlich! Die Wolken zogen nach SE ab.

Diese Schwalbe fuhr ein wenig mit, um sich auszuruhen.

Im Dunkeln zu Segel macht mir nichts aus. Das Radar sucht in einem großen Sektor die See nach Gefahren ab und warnt frühzeitig. Die meisten Schiffe senden ein AIS  - Signal ab, das mich, falls ich eingeschlafen sein sollte, wieder weckt. Ich fange ja schon am Tage mit einer Intervallwache an. 20 Minuten Augen zu und ruhen, dann alles kontrollieren. Zuvor habe ich schon auf Marine Traffic gesehen, dass auf meiner Route kaum Schiffe fahren. Während der 34 Stunden habe ich nur sehr weit entfernt andere Verkehrsteilnehmer ausmachen können.

Es wurde sehr kalt und leider schlief der Wind ab 1 Uhr immer mehr ein. Mit nur 3 kn bin ich zunächst gesegelt, später hat dann der Motor wieder mitgeholfen. Der Sternenhimmel war wieder überwältigend. Zuhause kann man den Himmel nur sehr selten so sehen. Irgendwann in der Nacht mache ich mir immer einen Kakao. Seid der Atlantiküberquerung habe ich mir das so angewöhnt. Der Kakao tut in kalten Nächten richtig gut. Während ich das fluoreszierende Wasser beobachtete und meinen Kakao genoss, sah ich am Horizont einen hellen Fleck. Für eine Navigationsbeleuchtung war und wurde es zu groß. Es dauerte einige Zeit, bis ich erkannte, dass der Mond am Horizont über die Kimm stieg.😅

Nach Sonnenaufgang legte ich mich noch einmal ins Bett. Richtig schlafen kann ich in der ersten Nacht nicht. Ich war aber für den kommenden Tag ausreichend ausgeruht.

Land in Sicht. Sizilien voraus.


Hinter dem Leuchtturm befindet sich der Hafen von San Vito lo Capo.

Das Anlegerbierchen kurz vor Sonnenuntergang in der Marina.

Das Wetter war herrlich. Die See hat sich beruhigt. So konnte ich die letzten Stunden genießen. Ich ließ den Motor weiter mitlaufen, um nicht in die zweite Nacht zu kommen. Ich konnte den Hafenmeister noch vor seinem Feierabend erreichen und bekam einen geschützten Platz in der Marina. Ankommen ist immer ein besonderer Moment. 

Nach einer Pizza und einem Starkbierchen im Dorf wurde ich unglaublich Müde. An Bord bin ich gleich in einen tiefen Schlaf gefallen.

 



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