Donnerstag, 3. Juli 2025

Zur Halbinsel Chalkidiki und weiter nach Thessaloniki

Damit ich weiter nach Norden fahren kann, musste ich noch die schmalste Meerenge im Mittelmeer passieren. Die Brücke wird nicht immer geöffnet. Auf Grund der starken Strömung und des starken Verkehrs auf der Brücke, wartet man immer auf ein günstiges Fenster in der Nacht. Als ich die Brücke passieren wollte, wurde dieser Zeitpunkt auf 2:30 - 3:30 Uhr festgelegt. Die Gebühr betrug 38 Euro. Ab 21 Uhr muss man auf Kanal 10 Funkwache gehen. Ich stand gerade unter der Dusche, als ich Fata Morgana hörte. Ich meldete mich einsatzbereit. Auf einmal ging alles ganz schnell. Auf dem Ankerplatz war es stockdunkel und nach einiger Zeit kreuzten 15 Jachten bei 4 Bft vor der Brücke. Als die Brücke dann endlich offen war, kam aus dem kleinen Loch zunächst ein Frachter, der doch viel Platz brauchte. Schnell fuhren alle Boote los um Raum zu geben. Danach wurden alle Jachten namentlich aufgerufen, damit wir durch die Brücke fahren können. In der Brückendurchfahrt stand noch eine gute Gegenströmung, kurz danach drehte der Strom im Kehrwasser. Ich legte sofort an der Stadtpeer wieder an und genoss die nächtliche Stimmung an der Promenade.


Wildwasserkanuten üben im Strom unter der Brücke

Ich brauchte mal etwas Ruhe, nach diesem Großstadt-Erlebnis. Die Ruhe fand ich in einem kleinem Örtchen 2,5 h nördlich, in Politika. An dem Außensteg des kleinen Hafens konnte ich einigermaßen ruhig drei Tage liegen. Somit hatte ich auch die Möglichkeit mit dem Mountainbike leicht von Bord zu gehen.
Mit dem Mountainbike das Hinterland zu besichtigen lohnt immer. Bisher habe ich immer etwas entdeckt, dass ich sonst nicht gesehen hätte. So auch dort die Hero-Wanderwege. Die Wege, das kleine Amphitheater und die Pausenstellen sind total liebevoll angelegt. Zu Beginn der Wege wurde ein großer Kräutergarten angelegt. 

Amphitheater und Kräutergarten am Beginn der Wege

Ich suchte mir den 3h-Weg für den nächsten Tag aus

Das Ganze wurde zur Erinnerung zweier Menschen angelegt. Der eine war der Kalkbrenner des Dorfes. Er legte Pfade an um an den Kalk im Gebirge zu kommen. Den brachte er zu seinem Brennofen und versorgte die umliegenden Dörfer mit Zement.
Die Urenkelin, die mit dem Anlegen der Wege daran erinnern wollte, erkrankte früh an Krebs und verstarb vor Fertigstellung der Anlage.

Der Weg steigt steil an. Der Ausblick wurde schnell sehr weit.

Immer wieder Möglichkeiten für eine Pause

Alle Wegen sind sehr gut Ausgeschildert. Selten in Griechenland.

Entlang dieser Schlucht ging es zurück.

Sicher werde ich im Winter die anderen drei Wege gehen. Von dem Winterlager aus ist das Gebiet gut mit dem Auto zu erreichen.

Auf dem weiteren Weg durch den Golf von Euböa wollte ich Limni besuchen. Ein schöner Ort mit einem kleinen Hafen. Der war allerdings voll belegt und die Küste fällt so steil ab, dass es mir nicht möglich war zu ankern. So nutze ich den doch starken Wind und segelte weiter. Das Segeln in dem Fjord ist allerdings sehr nervig. Ständig verändert sich die Windgeschwindigkeit und die Richtung. Die hohen Berg auf beiden Seiten beeinflussen den Wind sehr.

Limni. Vielleicht sehen wir uns beim nächsten Mal.


Am Abend fand ich in dem Bäder-Ort, Loutra Edipsos einen sehr attraktiven Platz im Fischereihafen. Dort konnte ich drei Tage bleiben.
Griechenland ist ja an vielen Stellen noch sehr vulkanaktiv. Die Magma scheint nicht all zu tief zu liegen. An vielen Stellen finden sich heiße Quellen mit schwefeligem Wasser. Diesen Quellen werden natürlich heilende Kräfte nachgesagt. Die Menschen legen sich bei 34° Außentemperatur in 40° heißes Wasser und schmieren sich zwischenzeitlich mit dem schwefelhaltigen Schlamm ein. Lecker!




Loutra Edipsos in der Abendstimmung.

Hier konnte ich auch sehr gut die küstennahen Orte mit dem Rad erkunden. Es war allerdings schon sehr heiß. Ein Ausflug bedeutet auch immer, dass ich vor 6 Uhr aufgestanden bin und in der Mittagshitze wieder zurück war.

Fischerort auf der anderen Seite der Bucht.

Diese im Rohbau befindlichen Häuser gammeln überall in Griechenland vor sich hin. Plötzlich ist das Geld zu Ende!?


Mit dem Fahrrad unterwegs

Bevor der Golf nach Osten abknickt und in die Ägäis mündet, erreichte ich ein paar kleine Inselchen, vor denen ich eine Nacht verbrachte. Dort soll die seltene Mönchsrobbe gesehen worden sein. Es ist allerdings auch die Brutstädte der Möven. Als ich mich mit dem Schlauchboot der Insel mit dem Leuchtfeuer näherte, wurde ich von den Eltern angegriffen und auch wirkungsvoll verjagt.

Möven-Insel

Abendstimmung vor Anker

Das Wetter sollte instabiler werden, Gewitter wurden angekündigt. Davor habe ich in Griechenland am meisten Angst. Das Mittelmeer ist sehr warm für diese Jahreszeit. Weiter östlich sollten die Gewitter vorbei ziehen. Deshalb segelte ich gleich bis nach Platania, übernachtete eine Nacht zuvor in der schönen Bucht Chondri Ammos.
Dort haben sich einige ein Häuschen gebaut. Landschaftlich sehr schön und absolut ruhige Atmosphäre.


Sehr schöne Bucht, kristallklares Wasser.

In Platania konnte ich im Hafen liegen. Zwischenzeitlich konnte ich mich motivieren früh aufzustehen, um die Gegend zu Fuß und mit dem Rad zu erkunden. Das Hinterland ist grün und mit vielen Wegen durchzogen. Vom Hafen aus musste ich allerdings erstmal einige Höhenmeter überwinden. Das wurde natürlich mit viel Fernblick belohnt.

Hafen von Platania

Viele Tavernen säumen das Hafenbecken

Der Strand von Platania

Zwischendurch gab es auch mal einen Obstkuchen

Nach den ersten steilen 400 Höhenmetern, tauchte der erste Ort auf

Auf meiner Wanderung hatte ich diesen treuen Begleiter

Eigentlich wollte ich weiter zu den Inseln, auf denen das Musical Mama Mia gedreht wurde, Skiathos und Skopelos. Ich vermutete, dass die Inseln sehr stark besucht waren und die Häfen und Ankerplätze ebenso. Im Herbst ergibt sich sicherlich die Gelegenheit den Besuch nachzuholen. Irgendwie hatte ich Lust den Sprung nach Chalkidiki, 53 Seemeilen nördlichen, zu machen. Ich schaute schon die ganze Woche auf den Wetterbericht und hoffte auf ein günstiges Wetterfenster. Auf diesem Seestück bläst es oft sehr stark aus NW oder es geht gar kein Wind. Ich entschied mich bei leichtem Gegenwind immer sehr hoch am Wind das Stück zu segeln. Im Tagesverlauf raumte der Wind noch etwas. Um dass beste Windfenster nutzen zu können, musste ich vor Sonnenaufgang den Hafen verlassen. So früh am Morgen der aufgehenden Sonne entgegen zu fahren, ist schon ein tolles Erlebnis.

Da taucht der glühende Ball wieder am Horizont auf. Rechts liegt Skiathos.

Super Segeltag. 9 Stunden am Wind. Am Horizont ist noch nichts zu sehen.

Der Plan ging tatsächlich auf. Bis kurz vor dem Hafen von Nea Skioni konnte ich sehr gut segeln. Die Fischereihäfen sind in Griechenland natürlich fast vollständig mit Fischerbooten belegt. Ich war sehr froh, dass ich einen guten Platz finden konnte. Beim Anlegen bemerkte ich schon, dass der Anker sehr schnell stoppte und auch beim Eindampfen nicht mehr nachgab. Eine kleine Schnorcheltour bestätigte die Vermutung, dass sich der Anker unter eine dicke Kette gezogen hat, die in Hafenmitte Betongewichte miteinander verbinden. Das hält den Anker gut fest, macht aber beim Ablegen Probleme.

Sonnenschutz im Hafen.

Nea Skioni

Abendstimmung. Endlich wird es kühl.

Nea Skioni ist ein Urlaubsort, der von hauptsächlich osteuropäischen Urlaubern besucht wird. Nach Nordmazedonien, Bulgarien, Romänien ist es nicht mehr all zu weit. Viel hat der Ort nicht zu bieten. 
Leider war es schon sehr heiß. Das schönste am Tag war die Abkühlung im Meer. Herrlich.

Eigentlich wollte ich die Küste bis nach Thessaloniki besuchen und überall mal stehen bleiben. Leider schickte der ungünstige Wind reichlich Schwell an die Küste, so dass ein Ankern nicht möglich war.
Nach drei Monaten hatte ich nun auch Lust mal wieder nach Hause zu fahren. Also, macht ich nur noch einen Abstecher in Nea Moudania. Das war dann auch ein sehr toller Segeltag. Zunächst leichter Wind und dann bis auf 20 kn verstärkender Wind erzeugte ordentlich Druck in den Segeln. Auf dem letzten Stück zum Hafen zeigte die Logge ständig 7,2 - 8,2 Knoten. Das hat mal richtig Spaß gemacht. 


Mit Rauschefahrt nach Norden.

In dem Industrie- und Fischereihafen konnte ich längsseits einen guten Platz finden. Allesding bei 18 kn Wind. Der Anleger hat mal nicht so gut geklappet .-(

Im Fischereihafen Nea Moudania

Bisher die größte Kirche, die ich in Griechenlang gesehen habe.

Endlose tolle Strände ziehen sich an der Küste entlang.


Der Weg zum Candlelight - Dinner am Strand

Nun musste ich nur noch 37 Seemeilen zurücklegen, um den entferntesten Ort in dieser Saison zu erreichen. In Thessaloniki liege ich in der Marina, gleich neben dem Flugplatz. Damit kann ich von hier aus gut ein paar Wochen nach Hause fliegen.

Der Törn nach Thessaloniki war sehr ruhig. Leichter Wind drückte in den Blister. Zwischenzeitlich musste immer mal wieder der Motor mithelfen. 

Segeln mit dem Blister

Marina in Thessaloniki

So früh im Jahr wollte ich noch gar nicht hier sein. Irgendwie drängt es mich nach Hause. Somit liegen nun tolle 560 Seemeilen im Kielwasser. Nach einem Tapetenwechsel geht es dann hoffentlich in drei Wochen weiter.




Dienstag, 17. Juni 2025

Zur Meerenge in Chalkida

Nachdem Andrea an Bord kam, sind wir gleich am nächsten Tag zur Insel Kea gesegelt. Zunächst war mal wieder nur sehr schwacher Wind angesagt. Natürlich kam alles wieder etwas anders. Nachdem wir die Bucht Varis verlassen hatten, füllten gleich die ersten Starwindböen die Segel. Flott ging es zum Kap Sounio. Der Wind drehte, nahm an Geschwindigkeit zu, drehte zurück. Wir mussten ständig auf der Hut sein. Als der Tempel, der oben auf dem Kap steht, in Sicht kam, legten wir das 2. Reff ins Groß, vor der Meerenge zwischen der Insel Patroklos und dem Kap, drehte ich die Genua ganz ein. Vorsorglich. Es erwies sich als genau richtig. Der Kap Effekt ließ ein paar ordentliche Böen, plötzlich von vorn, auf uns donnern.

Anfänglich noch gemütlich zur Insel Patroklos

Ruine des antiken Marmortempels des Meeresgottes Poseidon

Nach dem Kap kam uns eine Regatta-Flotte entgegen. In dem freien Seeraum bis zur Insel Kea war der Wind einigermaßen gleichmäßig, so dass wir am Wind zur Bucht an der Nordwest-Küste gut segeln konnten. Der Wind der letzten Tage hat eine recht ungemütliche See erzeugt. Andrea ging derweil schlafen.

Die Bucht gefällt mir wirklich gut. Ruhig lagen wir im nördlichsten Bereich und konnten den Abend genießen.

Abendstimmung auf Kea

Fähranleger in Korissia

Ich beschloss doch nicht nach Ikaria, meiner Lieblingsinsel zu segeln. Die Windprognosen in der Ägäis und die Verabredung, Mitte Juli in Thessaloniki zu sein, passten nicht zusammen. Mein Bauch sagte mir, dass ich entspannter zwischen Euböa und dem Festland nach Norden segeln kann.

Auf Kea machten wir noch einen Ausflug nach Iolida, dem Dörfchen, dass oben am Hang geklebt wurde. Jede Gasse ist schön und lässt uns Griechenland erspüren. Nach dem Dörfchen gelangten wir zu dem 4000 Jahre alten Löwen von Kea.







Lion of Kea

Unsere Fahrt nach Norden zur Insel Euböa war recht unspektakulär. Maschine auf 1900 U/min, Boot ausrichten und warten. Zwischendurch mussten wir allerdings der Großschifffahrt ausweichen. Wir fanden einen schönen Ankerplatz auf türkisem Grund auf der Westseite von Chersonisi. Ab hier geht es weiter, immer zwischen Insel und Festland.



20 Seemeilen weiter fanden wir ein Plätzchen auf einem "Dorfteich". Vor der letzten Ecke einer Bucht, zieht sich eine kleine Sandzunge, die den Ankerplatz etwas nach Süden schließt. Dort in Boufalo stehen nur ein paar Häuser und es bewegt sich kaum etwas. Angenehm ruhig.


Fata Morgana auf dem Dorfteich

Unser nächstes Ziel war der Hafen von Aliveri. Der Hafen hatte noch einen Platz für uns. Das Städtchen ist ganz nett. Bietet doch alles was man braucht. Neben dem Hafen steht ein Kraftwerk und eine Zementfabrik, die uns nicht störten.


Außergewöhnlich schöne Kakteenblüten

Nach einem Schlag von 25 Seemeilen kamen wir dann in Chalkida an. In Chalkida kommen sich Euböa und das Festland auf 38 Meter am nächsten. Dort, an dieser Stelle ist eine Schiebebrücke installiert. Über diese Brücke zwängt sich der ganze Verkehr der Stadt, Tag und Nacht. Deshalb wird die Brücke nur an 5 Tagen, jeweils in der Nacht, einmal kurz geöffnet. Eigentlich wollte ich in die Marina, die widererwarten voll belegt war. Wir fanden aber einen sehr schönen Ankerplatz vor der Brücke. Kaum Schwell, allerdings sehr laut. Bis tief in den Morgen rasen Fahrzeuge mit Sportauspuffanlagen auf der Küstenstraße hin und her.

Interessant ist dort der Tidenhub. Alle sechs Stunden wechselt der Strom durch die Brückenpassage. Als wir dort waren, stand der Vollmond am Nachthimmel, und der erzeugte eine Springtide mit 7kn Strom unter der Brücke. Sicher der stärkste Tidenstrom in ganz Griechenland.

Die Kabelbrücke vor Chalkis. Durchfahrtshöhe 35 m.


Die Schiebebrücke bei Sonnenuntergang.

Die Promenade


Die Strömung erreicht an der engste Stelle 7 kn. Kanuten nutzen die Strömung zum Wildwasserfahren.

Andrea konnte von hier aus den Flughafen in Athen gut erreichen. Wir haben viel gesehen, eine schöne Zeit.
Wie ich die Brücke passierte, erzähle ich beim nächsten Mal.