Sonntag, 25. Juni 2023

Von Mallorca über Menorca nach Sardinien

Wie ich im vorherigen Post schon beschrieben habe, planten Alex und ich innerhalb der nächsten drei Wochen nach Palermo zu segeln. Es war ein ambitionierter Plan, der, um es schon mal vorweg zu nehmen, nicht umgesetzt werden konnte. Kein Wetterfenster in Sicht, dass einen Törn möglich gemacht hätte. Entweder Flaute oder Gegenwind. Gleich am ersten Abend diskutierten wir über Alternativen. Für den Folgetag ein leichter SE-Wind angekündigt, schlug Alex vor, gleich am Morgen die Segel zu setzen und den Weg nach Menorca aufzunehmen.

Für Euch hier Erlebtes aus Ihrer Feder:

Teil 1: Mallorca – Menorca

Wir schreiben den 29.05.2023, 10.00 Uhr auf heimatlich sonnig warmen Boden und die Vorfreude und das Abenteuer klopfen an meine Tür.

Gerne nehme ich alle Leser des Blogs mit auf eine zauberhafte und verzaubernde Reise durchs Balearengemitteltyrrhenenmeer (Mittelmeer).

Nach flugverspäteter Ankunft, jedoch einer sehr besonderen Einladung zum Kaffee über den Wolken von Peter, meinem Sitznachbarn, einem sehr regnerischen Empfang auf Mallorca, dem ersten nicht ganz gradlinigen Abenteuer Busfahrt quer über die Insel war klar: Es kann nur (noch) besser werden! Viel Schönes wartet!

Bootszustieg in Porto Polenca, bereits vom Kapitän im Vorbericht erwähnt.

Ein Ort perfekt zum Ankommen. Direktes Urlaubsfeeling bei einer Sangria und dem ersten kleinen Sonnenuntergang, beim kleinen Shopping auf wirklich hübscher einladender Promenade und einem entspannten Walk mit Eis und Tortenstop, entlang der altersbedingt mystisch wirkenden Pinien.


Wenig Wind ließ nicht mehr Zeit zum Verweilen à Carpe Diem – auf auf nach Menorca!

Sonnenaufgang Port Polenca

Aus meiner Sicht bestes Segelwetter. Und zack: Das Glückskind in mir lässt grüßen! 



Delphine begleiten uns eine kleine Weile an der Bugspitze und mit 4-7 Knoten, von 6.30 – ca. 15.00 Uhr unterwegs und immer vor der durchaus zügig wachsenden Gewitterwolke her, erreichen wir sicher und trocken nach den ersten 35 Seemeilen den Hafen.

Ziel: Ciutadella – ehemalige Hauptstadt im Westen der Insel, Größe mit etwa 30.000 Einwohnern adäquat unserer Heimatstadt, doch deutlich attraktiver, pulsierender und mit einer sehr schönen sehenswerten historischen Altstadt und zu einem großen Teil mittelalterliche Straßen. Hier lässt sich sehr gut ein feines und auch sehr sauberes Flair genießen. Gefühlt wird im Hafen ganztags der Asphalt gefegt, gesaugt, poliert. Kaptitänsflair halt. 😉

Citudella

Wir genießen einen Aufenthalt von 3 Tagen, besichtigen die große Kathedrale, den Obelisken, die historische Windmühle unternehmen eine kleine Radeltour (unter etwas ungleich verteilten Kräften: Kapitänsmountainbike ./. Klapprad mit Fotoambition) Richtung Cap d‘Artrutx. Nach 29,5 km möchte mein Körper nur noch Slowmotion und Eis! Doch ich würde es wieder tun, denn auch das Umland ist schön anzuschauen.






Unbedingt sollte man sich das pulsierende Treiben Ciutadella’s auch nach der Siesta anschauen und am frühen Abend die in hübsche Beleuchtung gehüllten Gebäude, das pulsieren im Kern und Hafen genießen!


Am 03.06.2023 verlassen wir das Großstadtflair und bewegen uns ins Menorquinische-Naturidyll. Ziel: Eine hübsche Bucht mit Namen Cala Morell. Der Blister freut sich auf seinen Einsatz und ich bin fasziniert, dass 12 Tonnen, mit leichtem Wind sich so zart und geschmeidig durchs Wasser fortbewegen. 

Cala Morell erwartet uns mit herrlich türkisem Wasser, seinen schneeweißen Häusern und variierend faszinierenden Gesteinsformationen! Eine auf Sicht sehr ansprechende Peripherie. Wir ankern bugseits wie achtern und haben Zeit für einen ersten kleinen Schnorchelausflug. (Korrektur: Kapitän steigt ins Tauchoutfit und säubert sein Bootshaus von unten. Nach genauer Betrachtung gut, richtig, wichtig und sicher bei seiner Unterwasserarbeit, wage ich mich schnorchelnd von dannen.) Es lohnt, hier die Nase ins Wasser zu halten! Ein großer Schwarm, als Mini-Barracuda beschreibend, eine Sepia, die sich sehr langsam und ganz in Ruhe ausgedehnt über den sandigen Meeresboden von Stein zu Stein bewegt und an den Felsen und an im Wasser liegenden Vorsprüngen rote Meeres-„Blumen“. Mein Taucherherz ist hocherfreut und schlägt doppelt so schnell.

Cala Morell

Die Kühle zwingt aus dem Wasser und der verlockende Ausblick veranlasst, das Dingi startklar vorzubereiten. Die Buchtwestseite will erklommen werden! Unfasslich schöne Aussicht – perfekt für eine Fotosession. Tagesabschluss: Ein verträumtes Gläschen zur roten Sonne von Cala Morell.

Wir stellen am Abend gechillt fest, dass wir dem Highlight der archäologischen Fundstätte und der Nekropole der 14 prähistorischen Höhlen, noch keine Aufmerksamkeit geschenkt haben. Wir finden: So geht’s nicht! Wir holen dies in der Früh, vor Abfahrt nach. Seht selbst, was wir gefunden haben:

Nördlich Cala Morell. Glasklares Wasser

Nekropolen Cala Morell


Dann geht es 10 Seemeilen unter Segel weiter bis zur Cala Ferragut.

Eine weitläufige Bucht steht für uns parat. Ein guter Platz und hier, im Gegensatz zur recht gut besuchten Cala Morell, ganz für uns allein….

Kapitän genießt lesend – ich muss nachschauen, was es im Wasser zu entdecken gibt: Sehr viele kleine Rochen und hunderte kleiner Fische. Schnorchele bis zum Strand und genieße einen ausgiebigen Strandspaziergang und den gelb-bräunlichen Sand zwischen meinen Zehen, bevor es, möglichst passend zum Sonnenuntergang an den Felsen entlang und den dort recht zutraulich verweilenden Kormoranen/Vögeln vorbei, schnorchelnd zurück zur Fata Morgana geht.

Cala Ferragut

…… und plötzlich kam ein Katamaran mit partywütigen Ladies. Sie machten durch bis morgens früh -  und unsere Nacht wurde zu einer unruhigen!

Früh in den Tag brechen wir nach gemütlichem Frühstück auf Richtung Cala Fornells. 6 kleine Seemeilen unter Motor.

Es müssen Vorräte eingekauft, Diesel und Wasser aufgefüllt werden, bevor die spannende 2 Tages + Nachtfahrt Richtung Sardinien angetreten werden kann. Ein wenig Kultur in allen Bereichen aber dann – ab auf große Fahrt!

Cala Fornells - eine sehr schöne langgezogene von zerklüftetem Felsgestein gezierte Zufahrt in Form eines tiefen Fjordes. Wir machen an der Boje fest. Also ich gebe alles, sie abzufischen – jedoch wollen Boje und Haken so nicht miteinander harmonieren. Des Kapitäns überzeugender Fachkrafteinsatz lässt uns einen sicheren Platz an der Boje bekommen.

Per Dingi durch eine Paddelregatta erreichen wir den niegelnagelgrunderneuerter Hafenbereich mit kleiner Shoppingpromenade. Kleider, typisch menorquinische Slipper, Accessoirs…

Keine Zeit - wir erledigen alles Nötige um danach auf kleine Entdeckungstour durch Fornells zu schlendern. Ein hübscher einladender überwiegend weißer Ortskern. Wir schauen ins Innere der Kirche, genießen ein Eis quasi unter einer uralten Olive und entschließen uns zum verspäteten Mittagessen oder auch zum verfrühten Abendessen. In einer unscheinbaren kleinen Tappas-Bar wird uns ein Sterne-Fisch-Menü kredenzt, dass unseren Gaumen ausgesprochen schmeichelt. Ich würde meinen, wir haben es uns verdient!

Danach trennen sich unsere Wege. Er ist beauftragt, menorquinische Slipper zu erwerben und ich bin wild darauf, den Verteidigungsturm zu erklimmen. Ein Ausblick der sich lohnt samt Abstecher zum Leuchtturm an welchem man sich genießend den Wind um die Nase wehen lassen kann, bevor ein Sonnenuntergang à la Fata Morgana auf uns wartet und Cala Fornells zur Nacht erwacht.


Cala Fornell

Der Wachturm

1 Becher dampfender Kaffee und los.

Am 07.06.2023 brechen wir in faszinierend ruhiger Morgenstimmung, in die spiegelglatte See eintauchend, nach Sardinien auf. 40 von 196 Seemeilen können wir segelnd genießen. Danach muss der Motor sich für uns beweisen. Der Tag verläuft ruhig, gelassen und entspannt. Ich erhalte in guten Tagesportionen meine Sicherheitseinweisung samt Technikerläuterung bevor die Nacht mit großen Schritten naht. 4-5 Stunden davon gehören im Lifebelt mir. Noch in der Dämmerung haben wir in sehr ausreichender Entfernung und gelegentlicher Sicht im Parallelkurs einen begleitenden Segler. Er bleibt mir, gefühlt, auf ewig erhalten.       – Die Nacht wird dunkel – und ist voller Schrecken –

Erst gegen 0.00 Uhr unterscheidet sich der Kurs des anderen Seglers endlich von dem unseren. Die übervorsichtige Kontrolle der Entfernung, der Geschwindigkeit etc. geht in den etwas entspannteren Modus. Es gibt einen weiteren kleinen kurzen undefinierbaren Alarm und uns begegnet entfernt ein sehr großes Passagierschiff, was im Dunkeln, allein in der Nachtwache einfach mal doppelt beeindruckt. Leider war kein Sternenhimmel und auch kein Mond sichtbar – was definitiv aber zur besseren Aufmerksamkeit beigetragen hat. Meine Nacht war ohne Vorkommnisse und trotz Motorengeräusch hatte ich für meinen Teil im Anschluss der Nachtwache einen gesegneten Schlaf in den Morgen.


Wache …. bis zum Sonnenaufgang….

Der Kapitän kam da eher ins Schwitzen. Für ihn hielt die Dunkelheit ein Boot ohne Navigationsbeleuchtung und AIS - Signal bereit, was plötzlich ins Sichtfeld tritt und damit schon sehr nah war. Hier gab es also kurze Schweißperlen auf der Stirn, bevor es nochmal 2 Stündchen für ihn in die Koje ging.

Ein phantastischer Morgen und traumschöner Sonnenaufgang haben mich verzaubert!

Der Rest des Tages verlief gemächlich und ruhig ohne besondere Aktionen. Wir warteten auf das Land, was uns in Sicht kommen sollte:

Land in Sicht. Sardinien mir dem Capo Caccia.

Die Fortsetzung unserer gemeinsamen Reise folgt!


Mittwoch, 21. Juni 2023

Mallorca

Die Balearen sind fast das einzige Segelrevier, dass ich im Mittelmeer noch nicht mit dem Boot bereist habe. Um so mehr freute ich mich, in den letzten drei Wochen im Mai, die Küsten von Mallorca abzuklappern. Von Port Andratx segelte ich nach Süden ums Eck und besuchte die Bucht von Palma. Die Häfen sind dort sehr teuer und mit hochpreisigen Yachten vollgestopft. Ich entschied mich für die Bucht Xinxell. 

Auf dem Weg zur Bucht von Palma

Hier geht es links herum nach Palma

Ankerplatz Xinxell
Das dies eine gute Wahl war, zeigte die starke Belegung, obwohl Wind und Welle direkt in die Bucht liefen. Die Küste ist wirklich sehr schön. Es machte Spaß in aller Ruhe dort entlang zu Segeln. Der größte Nachteil in dieser Bucht waren die Tourikatamarane, die sich zwischen die schon recht engliegenden Yachten quetschten und ihre Stereoanlagen bis zum Anschlag aufdrehten. Am dritte Tag in der Bucht passiert es dann: ein Tourikat hatte meine Ankerkette am Haken und konnte sich nicht mehr befreien. Der Wind, mit immerhin 17 kn machte das ganze Spektakel richtig interessant. Da mein Anker immer wieder angehoben wurde trieben wir langsam in die restlichen Yachten. Nach 45 Minuten konnten wir den Knoten lösen. Ich ging schnell Anker auf und verdrückte mich in eine andere Bucht. Tatsächlich lag ich dort erheblich ruhiger.

Xinxell zum Abend

Wetter und Wind empfahlen weiter zu ziehen. Einmal quer über die Bucht, um dann an der Südostseite bis zur Bucht Morada wieder nordwärts zu Segeln. Leider war der Wind sehr wechselhaft und oft sehr schwach. Für die 37 Seemeilen benötigte ich 8 Stunden. Die raue Küste ist sehr schön und unterhaltsam. Somit verging die Zeit wie im Flug.

Auf dem Weg nach Morada

Der Genaker ist doch recht häufig im Einsatz
Die Bucht Morada ist wirklich sehr schön. Entsprechen voll war sie dann auch. Ein kommen und gehen, drehende Winde und doch einen sehr engen Ankerraum gestalteten den Abend recht unterhaltsam. Zum Sonnenuntergang verblieb eine Flottille mit 11 Yachten und ich. Die Yachten waren vollgepackt mit französischen Jugendlichen und Stereoanlagen. Die Nacht war dann auch extrem nervig, obwohl die Musik an sich sehr gut ausgesucht war. Als dann um 3 Uhr ein Schlauchboot gegen meine Badeleiter fuhr und ich gekapert werden sollte, reichte es. Schnell nahm ich meine Dingypaddel zur Hand und verscheuchte die Bande.

Trotzdem ist es toll, dass Jugendliche so eine große Flottille organisieren  und auch selbstständig durchführen können.

Es sollte mal wieder gewittern und ordentlich wehen. Ich buchte für vier Tage einen Liegeplatz in Portocolom. Der Ort und der Naturhafen sind sehr einladend. Ich konnte mich dort gut versorgen und auch einige kleine Wanderungen unternehmen. In Portocolom kam dann auch Ute für 10 Tage an Bord. Endlich!

Traditionelle Boote in Portocolom

Portocolom hat viele schöne Ecken



Der Nordwind wurde nach einigen Tagen schwächer. Wir versuchten nach Cala Radjada zu kreuzten. Leider hatte sich in den letzten Tagen eine steile und hohe Welle aufgebaut. Darin fuhren wir uns immer wieder fest. Wir machten nur wenig Höhe. Irgendwann musste der Motor wieder ran. Am Abend lagen wir dann endlich in der Marina Cala Radjada. In einem Lebensmittelladen traf ich zufällig einen Freund am Nudelregal, der uns dann am Abend an Bord besuchte. Was für ein Zufall.

Der Wind drehte am nächsten Tag etwas nach Osten. Eine gute Gelegenheit gleich bis nach Port Soller zu segeln. 50 Seemeilen fuhren wir an den wilden Felsen vom Cap Formentor bis nach Soller entlang. Leider war die Bewölkung sehr dicht. Ein wenig Sonnenschein hätte diese wilde Kulisse noch reizvoller aussehen lassen.

Der Leutturm von Portocolom

Mit Vollgas in Richtung Formentor

Wilde Felsen

Leider veränderten die Felsen oft die Windrichtung - und Stärke

Das Tor zur großen Schlucht Calobra von See aus

Port Soller ist sehr schön. Mit der beste Ort auf Mallorca.

In Soller konnten wir stunden lang Bummeln, Bahn fahren, Wandern gehen usw. Es war eine richtig schöne Zeit dort. Irgendwie war es auch ein schönes Gefühl mit dem eigenen Schiff dort angekommen zu sein.

In der historischen Bahn von Port Soller nach Soller

Ein toller Naturhafen und Ort

Der Blick von Oben

Auf unserer Wanderung um Soller

Für die komplette Runde um Mallorca fehlte nur noch das Stück weiter nach Andratx. Wir entschlossen uns nach Port de Polenca zu fahren und dort in die Marina zu gehen. Ute flog nach einer sehr schönen Zeit nachhause. Einen Tag später kam dann Alex an Bord. Mit Alex wollte ich in drei Wochen nach Palermo segeln. Ob das geklappt hat?

Der Pinienwalk in Polenca

Leuchtturm und Festung vor Polenca

Polenca ist auch richtig schön

Segeln um Mallorca lohnt sehr ist mein Fazit. Im Mai sind die Häfen nicht so sehr überfüllt und über Portsib.es findet sich auch immer ein günstiges Plätzchen.