Sonntag, 16. April 2023

Saisonstart, von Almerimar nach Valencia

Am 24. März, eine Woche vor Ablauf meines Winterliegeplatzes, verließ ich die Marina von Almerimar. Endlich ging ich wieder auf Reisen, endlich wieder Segeln.
Zuvor, wie das immer so ist, bei uns Fahrtenseglern, musste noch einiges gewartet werden. Vor allem befreite ich das Rigg von dem Sand, der durch die vielen Stürme in jede Ritze der Yacht geblasen wurde. Gleichzeitig machte ich noch einen intensiven Rigg-Check. Tatsächlich fehlte an einem Beschlag ein Splint. Sonst ist alles in bester Ordnung. Der Tank enthält klaren Diesel, es ist keine Dieselpest über Winter im Tank entstanden. Auch sonst war alles in einem guten Zustand. 
Alles funktioniert, die Yacht ist sauber und der Kühlschrank voll. Es konnte also los gehen.

Fata Morgan vom Masttop aus fotografiert

Die Sonnenuntergänge sind in Almerimar grandios

Es war wieder ein spannender Moment. Nach sechs Monaten, früh am Morgen den Motor zu starten, die Leinen zu lösen und vorsichtig den Liegeplatz zu verlassen. Udo und Alex, TO-Stützpunktleiter,  haben mich von ihrer Wohnung aus verabschiedet. Danke für eure herzliche Unterstützung. Alle anderen haben sicher noch im Bett gelegen. Zunächst habe ich mich mit Kurs Süd vom Festland entfernt. Dort sollte der Wind am stärksten sein. Nach einer Stunde Maschinenfahrt konnte ich die Segel setzten. Motor aus, Ruhe. Mit leider nur 3,5 kn segelte ich nach Osten. Endlich wieder unterwegs. Die Saison 2023 im Mittelmeer ist gestartet.
Mein erstes Ziel ist eine Ankerbucht vor Las Negras. Der Anker hielt sofort bomben fest. Am Strand standen ein paar Wohnmobile, an Steuerbord thront eine alte Burg. Es ist ruhig und nur wenig bewegt. Herrlich!
Die Burg am Ankerplatz

Zum Abendessen gab es Pizza

Die Stimmung war wirklich toll. Gut, dass ich los gefahren bin. 

Am nächsten Tag blieb ich auf diesem schönen Ankerplatz und nutze das klare Wasser um mir das Unterwasserschiff anzusehen. Die Wassertemperatur war mit 13 °C immer noch recht kalt. Mit meinem Neoprenanzug ging es ganz gut. Nach sechs Monaten im Wasser ist es immer wieder spannend das Unterwasserschiff zu begutachten. Opferanoden müssten bald mal gewechselt werden. Die Kühlwassereingänge im Saildrive habe ich vom Bewuchs befreit. Auf dem Ruder, dort habe ich kein kupferhaltiges Antifouling benutzt, hat sich eine Miesmuschelgemeinde gebildet. Ich musste einige Male abtauchen um alle Muscheln zu entfernen. Sonst sieht das Unterwasserschiff ganz gut aus. Bis zum nächsten Winter wird das Antifouling sicher noch halten.

Es ging dann weiter nach Aguilas. 40 Seemeilen ruhiges Küstensegeln. Allerdings ändern sich an dieser Küste Windrichtung - und Stärke relativ oft. Das fordert viel Aufmerksamkeit und macht ein Wechseln der Segel notwendig. 

Auf dem Weg nach Aguilas. 

Im Hafen von Aguilas wollte ich eigentlich Ankern. Drehender Wind und wenig Platz machten es notwendig an die Pier anzulegen. Dadurch konnte ich einfach die Stadt erkunden. Besonderes gab es nicht zu sehen. Für eine Nacht lag ich dort aber sehr gut.

Mein nächstes Ziel war Cartagena. Der Wind kam so ziemlich aus der Richtung, in der Cartagena lag. Hart am Wind konnte ich das nächste Cap so eben anlegen. Ich bin schon ewig nicht mehr am Wind gefahren. Mit dicht geholten Segeln und voller Krängung rauschte ich mit 6 kn zum nächsten Cap. Mit 8 Grad weniger Höhe segelte ich dann über 7 kn. Ich musste einen Holeschlag segeln, erst dann konnte ich das Cap runden, um dann Cartagena direkt anzulegen. Der Hafen und die Stadt sind lange nicht zu sehen. Nur die Raffinerie, die vielen Frachter und Tanker wiesen mir den Weg. Der Wind nahm kurz vorm Hafen auf 6 Beaufort zu. Sehr passend zum Anlegen. Der Marinero in der Marina hat mir einen guten Liegeplatz zugewiesen. Der Anleger hat mal wieder besser geklappt, als zuvor befürchtet.

In der Altstadt Cartagenas

Fata Morgana als Wäscheständer

Auf hier haben die Römer ein Andenken hinterlassen

Nach zwei Tagen in der Marina hatte ich den Wunsch mal wieder vor Anker zu liegen. Vor dem Mar Menor hoffte ich auf einen ruhigen Ankerplatz. Mit raumen Wind rundete ich das Cabo de Palos. Ein Sperrgebiet verlangte einen großen Bogen zu segeln. Wind und Wellen liefen dann aber auch mit mir weiter in nördliche Richtung. An der Landzunge, die die Lagune Mar Menor vom Mittelmeer abtrennt, war nur eine Stelle für eine Übernachtung geeignet. Die Ensenada del esparto ist mit 4 m in der Zufahrt recht flach. Dafür liegt man auf 5 m Wassertiefe, kurz vorm Strand sehr ruhig. Ich hätte nicht gedacht, dass die ganze Sandzunge mit Hochhäusern bebaut ist. Von weitem hörte ich eine Spundbohlenramme, die wohl gerade wieder einen Bauplatz vorbereitet. Sehr schade. 

Der Leuchtturm Santa Pola wurde 1858 erbaut und ist noch im Betrieb

Bebauung auf der Sandzunge vor dem Mar Menor

Am nächsten Morgen wollte mein Kartenplotter die Position nicht finden. Sehr ungewöhnlich. Gerade an diesem Ankerplatz, der eine schmale unbetonnte Einfahrt hat, wollte ich nicht ohne Plotter auslaufen.
Nach langen 15 Minuten war der GPS-Fix dann endlich stabil und es konnte los gehen.
Da ich mir vorgenommen hatte Ostern wieder Zuhause zu sein, mussten meine Tagesetappen schon größer 30 Seemeilen sein. Einen Tag blieb ich dann immer vor Ort um mir alles anzusehen. Deshalb segelte ich bis El Campello. Die Häfen zuvor waren entweder zu teuer oder hatten keinen Platz. Der Wind war mal wieder mäßig aus West. Im Laufe des Tages sollte der Wind dann deutlich stärker aus SW kommen. Dieser Wind setzte sich dann wirklich erst 10 Seemeilen vor dem Ziel durch und verstärkte sich dann wieder ordentlich, damit das Anlegen wieder spannend wird. Nach 7,5 h und 46 Sm hatte ich keine Lust zum Kochen, somit lud ich mich zu einem Essen an der Promenade ein.
El Campello voraus. Im Hintergrund seigen sich imposante Berge

Der Wachturm neben der Marina in El Campello

Das Hafenwasser war in El Campello besonders sauber. Dies war eine gute Gelegenheit die Schraube abzuschmieren und die Opferanoden zu wechseln. Zunächst musste die Tauchausrüstung vorbereitet werden, Werkzeuge, Fettpresse und Ersatzteile wurden in einem Eimer mit einem Stück Blei vorbereitet. Den Eimer habe ich dann mit Salzwasser aufgefüllt und mir einer Leine an der Badeleiter befestigt. Nach Anlegen der Tauchausrüstung, tauchte ich mit dem Eimer und der Gopro ab. Gut tariert befestigte ich den Eimer an der Schraube. Falls mir mal etwas aus den Händen flutscht, sollte es im Eimer landen, nicht auf dem Hafengrund. 



Unterwasser kann ich nur mit Kontaktlinsen einigermaßen sehen. Trotz der Linsen war das kleine Schräubchen für den Abschmiernippel kaum zu sehen. Das abschmieren mit der Fettpresse unter Wasser funktionierte ganz gut. Danach schraubte ich noch die neuen Opferanoden an den Saildrive und Schraube. Diese Arbeit ist mindestens ein mal im Jahr erforderlich. Am besten macht man das natürlich an Land.
Die Opferanoden haben sich
schon wieder ordentlich aufgelöst.

Unter dem Kiel haben sich wieder dicke Muscheln festgesetzt. Auch mit viel Krafteinsatz konnte ich mit dem scharfen Metallspachtel nur einige lösen. Ansonsten sah das Unterwasserschiff ganz gut aus. Nach dieser Aktion muss das gesamte Equipment mit Süßwasser gereinigt und getrocknet werden. Als dann endlich wieder alle an Ort und Stelle war, dämmerte es schon. Fahrtensegeln ist selten langweilig.


50 Meter von meinem Liegeplatz entfernt konnte ich mein Tauchgerät wieder füllen. Sehr praktisch, allerdings mit 15 Euro recht teuer.

Der neue Gennaker sieht doch auch ganz gut aus!

Am nächsten Tag segelte ich nach Calpe. Segel setzen, reffen,  weil viel mehr Wind vom Gebirge schoss als angesagt war, dann alles wieder bergen. 2 Std. Maschinenfahrt. Der Wind drehte günstig für den neuen Gennaker, ein paar Meilen vor dem Hafen wurde der Wind leider zu stark. Gennaker bergen. Den restlichen Weg segelte ich dann mit Groß und Genua. Der Tag war auch wieder sehr ausgefüllt.
Die Marina liegt unter einem imposantem Felsen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.

Die Marina mit dem schönen Felsen. Das ganze Gebiet steht unter Naturschutz.

Am nächsten Tag habe ich mir die Gegend um Calpe auf einer Wanderung angesehen. Direkt hinter den Hochhäusern schließt sich ein See mit Flamingos an. Danach wanderte ich durch viele Finkas und dann später entlang der Küste wieder zurück. Der erste Eindruck, mit diesen vielen Hochhäusern am Strand, täuscht doch darüber hinweg, dass es im Hinterland erheblich schöner ist. 

Flamingos im Brackwassersee hinter den Hochhäusern

Entlang der Küste ging es auf einem schönem Wanderweg zurück


Der Wind war günstig für den Weg nach Denia. Erst im Tagesverlauf briste es auf. Nach dem Cabo la Nao wurde der Wind immer günstiger. Ich lies Denia links liegen und segelte gleich bis Gandia weiter. Für die folgenden Tage wurde nur wenig Wind vorhergesagt. Wenn es mal gut läuft, nutze ich den Wind, auf wenn ich möglicherweise eine schöne Stadt links liegen lasse. Bis Valencia waren es dann auch nur noch 28 Sm. Bis Gründonnerstag also gut zu erreichen.

Denia hat einen breiten, 5 km langen Sandstrand. Optimale Grundlage für den Massentourismus, von dem Anfang April noch nicht zu sehen war. Der Ortskern liegt 5 km entfernt. Somit erkundete ich die Gegend und Stadt mit dem Mountainbike.
Strand ohne Ende

Fluss mit Hafen in Denia

Wieder ein Cap mit Leuchtturm

Auf der Fahrt nach Valencia konnte ich leider nur motoren. Erst im Hafen blies wieder ein kräftiger Wind. Die Marina in Valencia ist riesig. Von meinem Liegeplatz bis zum Büro gehe ich 25 Minuten. 
Die Fata Morgana bleibt auf diesem Liegeplatz vier Wochen. Der Saisonstart hat viel Spaß gemacht. 300 Seemeilen liegen nun schon wieder im Kielwasser. So darf es doch dann doch bitte in vier Wochen weiter gehen. Mein nächstes Ziel sind die Balearen.

Um in die 8,5 km entfernte Stadt zu kommen, benötig man ein Taxis, besser geht es mit dem Rad. Nach dem Hafen beginnt ein rot gestrichener Radweg bis zur Altstadt. Hier ein paar Eindrücke: