Mittwoch, 27. Mai 2020

Noch 500 Seemeilen bis zum europäischen Festland

Position am 27.05.2020 16 Uhr UTC: 47° 22,9`N / 17° 18,2`W
Nun sind wir schon wieder 5 Tage unterwegs. 700 Seemeilen haben wir bisher zurückgelegt. Diesmal fühlt sich das alles recht mühsam und langsam an.
Wir haben uns für den Schluss den schwierigsten Teil übrig gelassen, obwohl wir ja von Glück reden können, dass wir verschont sind von schlechtem Wetter oder gar Stürmen. Anfänglich war es stark bewölkt und mit 18 ° in der Nacht recht kühl. Danach kam eine Flautenstrecke mit Nebelschwaden, vor allem in der Nacht. Jetzt hat der starke Ostwind die Bewölkung verblasen und wir können am Tage in der Sonne liegen, in der Nacht ist es sternenklar und mit 14°C und 20 kn Wind sehr kühl. Immer wieder begleiten uns Delfine, die vor allem in der Nacht, das fluoreszierende Wasser zum Leuchten bringen. Wenn der Wind von vorn kommt, wird es einfach sehr anstrengend den Alltag an Bord zu meistern. Auch der fehlende Schlaf macht uns zu schaffen. Sehr frustrierend ist natürlich, das wir mehr nach Irland als nach Frankreich segeln.
Alles das gehört natürlich dazu und mit den Gedanken, in ein paar auch das letzte Abenteuer bestanden zu haben und unsere Familien und Freunde wieder zu sehen, schaffen wir das. Schön ist es auch, dass es möglich ist, die ganze Zeit mit unseren Freunden aus Kiel auf einer bestimmten Distanz zusammen zu bleiben, uns täglich über die Wetterdaten auszutauschen und uns gegenseitig aufmuntern zu können. Geteiltes Leid ist eben halbes Leid!!!
Somit hoffen wir am Montag früh morgens in Brest einlaufen zu können. Eigentlich war ja Falmouth geplant, aber nach unseren Informationen bekommen wir dort keinen Diesel.
Liebe Grüße nach Hause
Ute & Thomas


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Freitag, 22. Mai 2020

Es geht weiter nach England

Nachdem wir den ersten Tropensturm in diesem Jahr in Ponta Delgada abgewettert haben, bereiten wir uns für den nächsten Schlag nach England vor. Jeden Tag studieren wir die Wetterkarte und beraten uns mit anderen Seglern. 1200 sm sind in etwa 10 Tagen zurückzulegen. Über diese gesamte Zeit bekommt man natürlich keine zuverlässige Wetterprognose. Für die nächsten Tage sieht es allerdings sehr gut aus. Vor der Biskaya liegt ein Hochdruckgebiet, auf dessen Westseite können wir bei südlichen bis südöstlichen Winden Kurs auf den englischen Kanal setzten. Die Karte hier unten zeigt den möglichen Weg in einem Halbbogen, immer an der Außenkante des Hochs entlang. Dieser Entscheidungsprozess, bis es denn dann endlich mal los geht, ist immer sehr aufregend. Optimistische und pessimistische Vorhersagen wechseln sich ab. Ein hin und her, bis endlich die Leinen gelöst werden. Zwischenzeitlich haben wir schon überlegt ob wir einen Flug für Ute buchen, da wir in den nächsten Tagen keine Möglichkeit sahen, hier abzulegen. Aber.... in den nächsten Stunden wird es soweit sein. Dann geht es auf die nächste Stecke unserer Rückreise. Heute bekommen wir noch eine Lebensmittellieferung und ein Kuchen für die Fahrt kommt gleich aus dem Ofen. Aus Sicht der Windgeschwindigkeiten ist eine Abfahrt heute Abend am besten. Allerdings steht eine 2,5 m-See genau vorm Bug wenn wir die Westseite der Insel erreichen. Keine schönen Bedingungen für die erste Nacht.

Der mögliche Weg nach England nach der heutigen Wetterkarte
Hier in Ponta Delgada durften wir auch nur über den Steg laufen und nicht die Stadt betreten. Das Tor am Ende des Steges ist abgeschlossen. Sehr schade, dass wir die Inseln nicht erkunden durften. Allerdings bemüht man sich uns soweit möglich zu unterstützen. Lebensmittel, Diesel und Wasser haben wir frisch aufgefüllt. Heute Nachmittag gibt es noch ein frisches Brot und Haribo, dann kann es eigentlich los gehen.
Unterwegs berichten wir hier auf dem Blog wie es uns geht.
In der Marina Ponta Delgada
Auf dem Übersegler wird die gefahrene Route zu Erinnerung eingetragen



Sonntag, 17. Mai 2020

Geschafft, wir haben den Atlantik überquert

Nach 18. Tagen und 2350 Seemeilen haben wir den Atlantik wieder überquert. Auf dieser Fahrt wechselten sich Höhen und Tiefen immer wieder ab. Zu Anfang mussten wir 4 Tage hoch am Wind, gegen Wind und See brettern. Danach kam die Flaute. Auf der Suche nach Windfeldern, die uns in Richtung Azoren segeln lassen, sind wir oft nicht auf dem direktem Kurs gefahren. Jede Maschinenstunde wurde im Logbuch festgehalten, damit uns zum Schluss nicht der Treibstoff ausgeht. Oft hatten wir richtig Glück. Dann war der Wind doch besser als angesagt und es ging wieder einen Tag unter vollen Segeln weiter. Einige Tage hatten wir viel Sonnenschein und nur wenig Wellen. An diesen Tagen konnten wir die See sehr genießen mit Sonnenbaden, Reparaturen oder einfach nur lesen. Nach einem frustrierenden Tag, hat Ute uns einen Kuchen und ein frisches Dinkelbrot gebacken und die Welt war wieder in Ordnung. Letzten Dienstag bekamen wir den Wind nochmals voll auf die Nase. Kurze und steile Wellen machten es sehr schwer Meilen zum Ziel zu machen. Die Yacht sprang krachend von einer Welle zur anderen. Wir nahmen die Geschwindigkeit raus und warteten den Winddreher ab, um dann wieder Kurs auf Horta zu nehmen. Also, eine sehr spannende und abwechslungsreiche Fahrt über den Atlantik.


Land in Sicht. Die Südostecke von Faial. Hinter dem Buckel liegt der Hafen.
Nun sind wir in Horta angekommen und werden sogleich wieder mit der Pandemie konfrontiert. An der Hafenmauer standen vermummte Mitarbeiter der Marina und schickten uns gleich auf das Ankerfeld im Hafen. Starke Böen machten es uns nicht leicht zum stehen zu kommen. Dann kam die Polizei und nahm die Personalien auf. Alle hier im Hafen geben sich sehr viel Mühe mit dieser Situation umzugehen und uns den  besten Service zu geben. Mitarbeiter vom Peter`s Cafe Sport gehen heute noch für uns einkaufen. Nach 48 Stunden müssen wir den Hafen wieder verlassen, sonst droht eine hohe Strafe. 
Hier noch an einem Stück.
Leider ist unser schöner Blister
in einer Böe geplatzt.
In 48 Stunden zieht allerdings eine mit starken Böen beladenden Front auf. Also segeln wir noch heute weiter nach Sao Miguel, zur Hauptstadt Ponta Delgada. Wieder 28 Stunden auf See. Wir  hoffen , dass wir dort an einem Quarantänesteg etwas länger liegen können, um mal auszuruhen und auf ein Wetterfenster für die Weiterfahrt zu warten.Viele unangenehme Regeln, obwohl jeder hier weiß, dass die Segler nach 18 - 22 Tagen auf See nicht infiziert sein können. Vor allem haben wir ja auf Antigua wochenlang das Boot kaum verlassen.

Glücklich in Horta angekommen


Diese Gewitterzelle drehte, schon sehr nah, nach Süden ab.

Fata Morgana hat alles gut überstanden. Wir fühlen uns sicher und wohl.

Mittwoch, 13. Mai 2020

3. Zwischenbericht von unserer Überfahrt zu den Azoren

Position: 35° 48,4' N / 35° 43,8' W
4 Windstärken aus SE, bedeckt 24°C, nachts nur noch 18°C
Nun sind wir schon 15 Tage unterwegs und wir können wirklich sagen, dass wir einen guten Zeitpunkt erwischt haben. Auch wenn ein paar anstrengende Tage und Nächte dabei waren, ist es insgesamt eine recht angenehme Fahrt. Das Wetter spielt gut mit, sodass wir tagsüber immer ein paar Sonnenstunden haben und es hat nur hin und wieder mal ein wenig geregnet. Wir hatten zwar gehofft, mit unserer extra dafür vorbereiteten Plane, unsere Wasservorräte ein wenig aufzufüllen, aber wir kommen auch so sehr gut aus. Die Tage ziehen recht schnell vorbei. Wir kochen und backen uns leckere Gerichte, lesen viel und sind viel öfter als auf der Hinfahrt damit beschäftigt die Segel optimal zu setzen, sodass ich noch einiges dazulernen kann. Man hat das Gefühl den ganzen Atlantik nur für sich zu haben, denn auf der bisherigen Strecke haben wir nur drei Frachter in weiter Ferne gesehen. Kurzum haben wir nach der langen Quarantänezeit auf Antigua noch ein paar richtig schöne „Url
aubstage" auf unserer letzten großen Fahrt in die Heimat.
Gestern hatten wir Besuch von einer kleinen Schwalbe. Sie wirkte sehr abgekämpft, als sie in unsere Nähe kam. Nach drei vorsichtigen Versuchen ob wir ein guter Platz für sie wären, hat sie sich ein schönes Plätzchen unter der Sprayhood auf einem weichen Tuch ausgesucht und die Nacht dort verbracht. Frisch ausgeschlafen machte sie sich dann am nächsten Morgen wieder auf den Weg.
Heute haben wir erfahren dass unser eigentliches Ziel Horta, auf der Insel Faial, doch keine Option für uns ist, da dort der Hafen schon ziemlich überfüllt ist und die Ankermöglichkeiten sehr schlecht und unsicher sind. Wir waren etwas traurig über diese Nachricht, da wir eigentlich schon gespannt darauf waren, das für Segler so legendäre Horta kennen zu lernen. Naja, es ist wie es ist und deshalb müssen wir uns noch ein wenig gedulden und zur ca. 120 Seemeilen weiter entfernten Insel Sao Miguel segeln. Wir hoffen am Sonntag dort anzukommen.
Liebe Grüße an alle
Ute & Thomas

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Donnerstag, 7. Mai 2020

2. Zwischenbericht von unserer Überfahrt zu den Azoren

Position: 31° 28,2' N / 49° 25,8' W
1 Windstärke aus S, Sonnenschein 27°C
Uns geht es gut! Wir liegen zwar nicht mehr so ganz im Plan, aber es gibt etwas zu feiern:
Wir haben Bergfest!!!
Noch 1111 Seemeilen bis Horta. Nur liegen wir, gerade heute, in dem sehr großflächig gewordenen Azorenhoch am äußeren nordwestlichen Rand. Eigentlich sollte es jetzt schon seit 4 Stunden mit 5 Windstärken pusten. Wir üben uns in Geduld und warten den versprochenen SW-Wind ab. Die letzten fünf Tage waren ähnlich spannend. Immer wieder suchten wir ein Windfeld um segeln zu können. Der Diesel reicht nun mal nicht für jeden Flautenbereich! Das ist manchmal etwas nervig, allerdings ist es auch sehr imposant auf dieser riesigen blauen Fläche zu stehen, Marmorkuchen mit Sahne zu essen und den langen Wogen aus West zuzusehen. In den nächsten drei Tagen schiebt uns eine Kaltfront wieder ein wenig weiter zu den Azoren. Vielleicht setzt der Wind nach Sonnenuntergang ein. Wir genießen die Momente so wie sie kommen. Wir haben angenehme Temperaturen am Tag und in den Nächten erfreuen wir uns an dem kühlen Wind den wir uns in der Karibik immer schon so sehr herbeigesehnt ha
ben.
Liebe Grüße von der Mitte des Atlantiks
Ute & Thomas


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Sonntag, 3. Mai 2020

1. Zwischenbericht von unserer Überfahrt zu den Azoren

Position: 26° 22,2' N / 55° 25,0' W
3 Windstärken aus SW, Sonnenschein 27°C
Uns geht es gut! Wir liegen im Plan!
Wie versprochen ein kurzer Lagebericht. Der fünfte Seetag ist nun abgeschlossen. Von den 2250 Seemeilen haben wir ca. 700 Seemeilen geschafft. Die ersten Seetage hatten es schon in sich. Wir segelten die ersten vier Tage am Wind. Bei einer recht hohen und kurzen Atlantikwelle, wurden das Schiff, wie auch die Besatzung ordentlich belastet. Der stete Ostwind zwang uns einen Nordbogen zu segeln. Nun sind wir im Azorenhoch gelandet. Hier segeln wir (noch) mit 4 kn vor dem Wind oder fahren Passagen unter Maschine. Der Dieselverbrauch muss gut kalkuliert werden, wir können mit unserem Vorrat nur max. 500 Seemeilen fahren.
Also, liebe Grüße von Bord
Ute & Thomas


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