Samstag, 30. März 2019

Fata Morgana schwimmt wieder


Der Winter geht nun langsam zu Ende. Endlich!! Nachdem das Freibord gereinigt, gewachst und poliert wurde stand einem Krantermin nichts mehr im Wege. Es ist jedesmal sehr spannend wenn die dicken Gurte knirschend die Last aufnehmen und sich das Schiff anhebt.
Im Wasser werden die Gurte zunächst noch belassen bis klar ist, dass nirgendwo Wasser eindringt. Ich hatte ja ein Seeventil gewechselt, zumindest an dieser Stelle war es spannend zu wissen ob auch alles dicht ist.


Der Motor sprang auch sofort an und nach einer gewissen Zeit kam auch das Kühlwasser wieder in Schwung. 
Es war wichtig, dass der Mast abgenommen wurde und auf Böcke gelegt wird, damit ich alle Wartungsarbeiten an Land durchführen kann. Ich war sehr froh, dass viele aus dem Hafen gerade dort am Kran standen. Nach den ersten 3 Metern knickte der Mastwagen ein. Mit vielen starken Armen konnte ein Absturz verhindert werden. Nun liegt der Mast auf vier Böcken und kann bearbeitet werden.
Es tat gut, endlich mal wieder ein Stück zu fahren und in einer Box anzulegen. 
Der Abfahrtstermin rückt nun auch immer näher.
Vorher muss allerdings noch der Schmutz, der sich über 7 Monate auf dem Boot abgelegt hat, beseitigt werden.

Der Mast wurde abgenommen, damit ich das stehende Gut wechseln kann

Mittwoch, 13. März 2019

Das Unterwasserschiff wird zum Lippenstift

mehr konnte ich nicht entfernen
Am 28. März wird unsere Fata Morgana endlich wieder ins Wasser gehoben. Also ist es an der Zeit das Unterwasserschiff mit Antifouling-Farbe zu streichen. Dies ist ein Anstrich, der die Yacht vor Bewuchs von Muscheln und Algen schützt. Was passiert, wenn man das nicht macht, konnten wir in einigen Häfen bestaunen. Mehrere Zentimeter dick bildet sich eine harte Schicht aus kleinen Muschelhäuschen. 
Dieser Biopanzer lässt sich kaum noch beseitigen. Ein starker Muschelbewuchs am Propeller schränkt die Leistung erheblich ein. Vor allem wenn eine Reise über viele Monate in warmen tropischen Gewässern geplant wird, ist der Antifouling-Anstrich von großer Bedeutung. Zu meinem Erstaunen wird das Antifouling, dass ich bisher verwendet habe, nicht mehr hergestellt.


Vorgestrichen sieht alles schon schön aus
Die Hersteller alternativer Produkte empfehlen immer den alten Anstrich komplett zu entfernen und das Unterwasserschiff zusätzlich mit einer fünflagigen Dichtschicht zu versehen. Danach erst 2 bis 3 Lagen Antifouling. Also alles abkratzen und acht mal streichen. Neben den hohen Kosten sah ich schon, dass wir das nicht bis zum Monatsenden schaffen werden. Ich habe zunächst mal versucht den alten Anstrich mit einem Beizer, mit Spachtel und Ziehklinge und mit einem Multischaber zu entfernen. An manchen Stellen ging es Millimeterweise. An vielen Stellen tat sich nur sehr wenig. Immer wieder kratzte ich eine zu tiefe Riefe ins Gelcoat. Nach acht Stunden war ich völlig erschöpft und hatte gerade mal 2 m² geschafft.

Vermummung erforderlich
Eine weitere Möglichkeit ist es, alles abzuschleifen. Dazu muss man wissen, dass dieses Antifouling sehr kupferhaltig und giftig ist. Selbst mit Maske atmet man viel von diesem Staub ein. Die Hersteller empfehlen nass zu schleifen und das verunreinigte Wasser umweltgerecht zu entsorgen. Wie das gehen soll ist mir ein Rätsel.  
Also, ich habe es probiert. Das ist nicht mein Weg. Zum Glück gibt es Vorstreichfarben, die einen soliden Halftgrund für neues Antifouling bilden.
Wenn es dann hält, ist alles gut.
Das neue Antifouling soll dann auch zwei Jahre halten. Bin mal gespannt ob der Hersteller nicht zu viel versprochen hat.
Das Unterwasserschiff muss viermal gestrichen werden. Das ist genau die Tätigkeit, die Eigner am meisten lieben. Zudem ist das Wetter im März selten ideal.
Jetzt ist das Unterwasserschiff knall rot wie ein Lippenstift. Mal sehen was die Orcas und Buckelwaale dazu sagen.


der Lippenstift

Die Piraten kommen

Am ersten Märzwochenende haben wir an einem Piraterie - Workshop bei der Bundespolizei in Neustadt teilgenommen. Dieser Workshop ist bei Blauwasserseglern sehr beliebt, ausgebucht trotz Zusatzwochenende . 
Die Bundespolizei recherchiert weltweit nach Überfällen auf Segelyachten um Seglern für ihre Reise gut vorzubereiten. Gebiete mit vielen Überfällen wurden aufgezeigt, damit wir diese meiden können. Unterschieden wurde immer, ob es sich um bewaffnete Überfälle handelte oder nicht. Auf den Inseln, die wir besuchen möchten sind einige weinige Überfälle gemeldet worden aber nie mit Waffengewalt. Entführungen fanden auf der Route auch nicht statt. Ich glaube, dass es in Recklinghausen mehr Wohnungseinbrüche im Jahr gab als dort Überfälle auf Yachten. 
In diesen Ländern treffen"reiche Yachtbesitzer" auf eine oft arme Bevölkerung. Das es hier zu Überfällen kommen kann ist klar. Wie verhält man sich, damit man nicht überfallen wird. Hierzu wurden einige Szenarien durchgesprochen. Sich zu bewaffnen ist sicher die dümmste Möglichkeit. Es wurde besprochen und von der Polizei ganz klar eine Absage erteilt. Als eine Frau neben mir fragte, wie lang denn eine Machete sein darf.....  konnte ich nur mit dem Kopf schütteln.
Eine beliebte Beute ist das Schlauchboot mit Außenborder. Beides sollte abgeschlossen sein oder an Bord gelagert werden. Gerne wird heute auch der Laptop gestohlen. Jede Yacht hat einen PC auf dem Navitisch stehen. Beute in 2 Minuten. Besprochen wurde allerdings auch, dass es sicher auch darauf ankommt, wie man sich in einem fremden Land verhält. Freundlicher aufgeschlossener Umgang helfen da sicher. Die Dienstleistungsangebote ruhig mal annehmen und sich eher Freunde machen als Feinde. Dies ist ja auch ein Grund weshalb wir diese Länder besuchen möchten. Es gibt wohl immer wieder Blauwassersegler die sich mit ihrem arroganten, überheblichen Auftreten wenige Freunde dort machen. 

Mal sehen, wie wir unsere Yacht noch mit Sicherheitseinrichtungen ausstatten. Bewegungsmelder mit einem akustischen Alarm und Beleuchtung, die sich bei ungebetenen Besuch einschalten, könnte ich mir vorstellen. Einen elektrischen Weidezaun, den man mit der Reeling verbindet, sicher nicht. 

Viele fühlen sich in Gesellschaft vieler weiterer Yachten besonders sicher. Man sollte nie allein in einer schnuckeligen Bucht liegen. Genau das hat aber auch einen besonderen Reiz. Mal sehen wie wir damit umgehen werden. 

Sehr berührt hat mich der Umgang mit Flüchtlingsbooten. Leider kann man mit einer Segelyacht wenig helfen. Aufnahmen haben gezeigt, was passiert wenn man zu nah an ein völlig überladendes Flüchtlingsboot heran fährt. Viele versuchen auf die Seite des Bootes zu kommen, an der das rettende Boot  heran fährt. Dadurch kippte das mit über 200 Personen besetzte Boot und kenterte. Viele dieser Menschen können nicht schwimmen....
Auf unserem Weg werden wir keine Flüchtlingsboote treffen.

Eine schöne Idee war das gemütliche Zusammensein nach dem ersten Seminartag. Hier gab es Gelegenheit sich auszutauschen, nicht nur über den Inhalt des Seminars, sondern auch über Reisepläne und Vorbereitungen. Die Vorfreude auf bevorstehende Abenteuer war bei allen deutlich zu spüren.