Unsere Fahrt begann mit Gewitter und leichten Regenschauern.
Tief hingen die Wolken auf dem Atlantik. Schon etwas unheimlich bei diesem
Wetter zu starten, wenn vor uns 730 Seemeilen bis zur nächsten Insel nur Wasser
liegt. Einige Meilen nach der Südküste von El Hierro setzte dann der Ostwind ein
und wir konnten mit vollen Segeln gut Fahrt machen. Ute hatte schon einen Topf
Gulasch vorgekocht, so dass wir nur noch Kartoffeln und Salat dazu machen mussten.
Das hilft an den ersten beiden Tagen auf See, wenn man sich an die
Schiffsbewegungen gewöhnen muss. Oft sind die Bootsbewegungen so stark, dass
das Essen kochen zu einer Zirkusnummer wird. Früh wird es dunkel und die Wachen
beginnen. Thomas bis 23 Uhr, Ute bis 2 Uhr und Dirk bis um 5 Uhr. Am Tage
hatten wir keine feste Wacheinteilung. Anfänglich war der Seegang noch sehr
gering, so dass wir gut schlafen konnten. Somit mussten wir auch nicht mit
quälender Müdigkeit während der gesamten Fahrt kämpfen. In der ersten Nacht war
plötzlich der Wind weg. Segel bergen und unter Maschine weiter fahren. Dann
lernten wir auch trotz der Maschinengeräusche einzuschlafen.
Gegen sieben Uhr tauchte die Sonne wieder auf. Leider
erzeugten die Sonnenstrahlen erst gegen Mittag ausreichend Wind um mit dem
Blister zu segeln. Herrlich. Die Motorengeräusche wurden von dem leichten Rauschen
der Bugwellen abgelöst. Das bunte Segel leuchtet in der Sonne, rund um uns
herum nur blauer Ozean. Auf dem Kartenplotter konnten wir eine 60 m- Yacht
sehen die uns sehr nahe kam. Eine Motoryacht die über den Atlantik fahren
wollte. Das war dann auch das einzige Schiff während des gesamten Törns, das
auf Sichtweite an uns vorbei fuhr. Den Tag verbrachten wir mit lesen, mal ein
Nickerchen, eine Dusche aus dem Duschbeutel usw. Plötzlich wird es schon wieder
dunkel. Langeweile hatten wir nie. Zwischenzeitlich hat Dirk die ersten Fische
geangelt. Wenn mal ein Fisch beißt, ist natürlich gleich was los an Bord.
Zunächst ist ja auch nicht klar was da am Haken hängt. Eine große Plastiktüte
hatte ich ja schon mal gefangen. Goldener Körper, grüne Segelflossen. Ein sehr
schöner Fang zeigte sich dann am Heck. Dirk machte gleich kurzen Prozess. Nach
fünf Minuten lagen die Schönheiten im Kühlschrank.
Es war sehr kurzweilig. Dies liegt auch daran, dass wir nur
elf Sonnenstunden hatten und Dirk nun täglich für frischen Fisch sorgte.
An den ersten beiden Tagen konnten wir in 24 h je 140
Seemeilen fahren. Am dritten Tag nutzen wir jeden Windhauch mit dem
Leichtwindsegel und kamen nur auf 120 Seemeilen. Dass wir immer weiter nach
Süden fuhren, bemerkten wir auch daran, dass sich das Schiff schon ordentlich
aufgewärmt hat. Unten im Schiff kann man sich nur schwitzend aufhalten. Wir
dümpelten langsam und gemütlich über den Ozean. Kaum zu glauben wie friedlich
die Atmosphäre um uns herum ist. Ein paar Delfine schauten vorbei und begrüßten
uns. Dirk beschwerte sich mal wieder, dass nichts anbeißt. Dann plötzlich
surrte wieder die Angel und diesmal waren zwei von den schönen Fischen an der
Angel. Langsam füllte sich der Kühlschrank. Abendmenü: Goldmakrele gebraten, Kartoffeln
mit Knoblauchöl und Pfannengemüse. Fehlte nur noch der Wein. Leider ist Alkohol
auf See verboten. Die Sonne färbte den Horizont ockerfarben und der Blister zog
uns gemütlich durch die See. Traumhaft!
Das Geschirr wird nach dem Essen immer erst mit Seewasser
gespült um Süßwasser zu sparen. Nach 6 Tagen haben wir dann auch nur 100 Liter
verbraucht. Erstaunlich, mit wie wenig Wasser wir auskommen. Oder anders, wie
viel Wasser wir im Alltag verschwenden. Geduscht wird deshalb auch mit
Seewasser. Dies geschieht auf folgende Weise: Man setzt sich achtern auf den
Sitz vor der Windfahne und schüttet sich einen Eimer erfrischendes Seewasser
über den Kopf. Weil es so schön erfrischend ist, gleich noch mal einen hinterher.
Das normale Shampoo funktioniert mit Seewasser nicht. Dazu haben wir spezielles
Seewassershampoo. Nach dem Einseifen wieder zwei Eimer erfrischendes Seewasser
über den Kopf und mit ein wenig Süßwasser aus dem Wassersack nachgespült. Diese
Kulisse, mit den von hinten anlaufenden Wellen und dem frischen Passatwind, der
uns nach 5 Minuten wieder trocken gepustet hat.
In den Nächten wird das Schiff immer sehr feucht, aber die
Luft ist lau und wir brauchen uns nicht mehr so dick anziehen, wie bei den
ersten Überfahrten. Drei Stunden Wache sind eine angenehme Einteilung. Die
Beobachtung des Sternenhimmels lässt die Zeit schnell vergehen. Kassiopeia und
der große Wagen sind unsere Fixpunkte…wenn sie an der richtigen Stelle zu sehen
sind, haben wir unseren Kurs gehalten.
Die guten Bedingungen geben uns die Möglichkeit unsere
Mahlzeiten gemeinsam und auch meist (natürlich mit Hilfe von Antirutschmatten)
mit gedecktem Tisch zu genießen. Ein gemütliches Frühstück im Cockpit in der
Morgensonne ist besonders schön.
Nach dem Frühstück haben wir dann die Nachrichten an unsere
Familien gesendet. Es ist ein beruhigendes Gefühl das Satellitentelefon dabei
zu haben. Nicht nur für die Daheimgebliebenen, auch für uns. Wenn der
Klingelton zu hören war stieg die Spannung und Freude: „Für wen ist die
Nachricht, wer hat geschrieben?“
Am vierten Tag waren die Brotvorräte verbraucht. Dies
bedeutet, der Backofen ist freigegeben und sollte in Anbetracht des Gasverbrauchs gut befüllt werden. Also hat
Ute nicht nur Brot, sondern auch gleich noch einen Mohnkuchen mitgebacken, den
auch Meiborg nicht hätte besser backen können. Dies hat die Temperatur zwar
noch ein wenig erhöht, aber dafür schwebte ein herrlicher Duft durchs Schiff. Der Kuchen wurde im Schnellverfahren abgekühlt….ab
in den Wind damit….und dann mit Schokolade verziert. Ein Stündchen verweilte er
dann noch im Kühlschrank und wurde passend
zur Kaffeezeit gleich zur Hälfte vertilgt.
Immer mehr stellte sich der stabile NE – Passatwind ein. Mit
11 bis 16 Knoten Wind konnten wir bis zum Hafen mit 6,5 Knoten Segeln. Wir
brauchten 5 Tage und 8 Stunden bis Palmeira auf Sal.
Dieser Hafen besteht nur aus einer großen Mole hinter der
die Boote vor Anker liegen. Im Hafen hörte plötzlich die hohe Schwell auf, der
Wind aber blieb mit 25 Knoten. Der Ankerplatz war sehr voll. Ganz rechts außen
legten wir uns neben drei weiteren Yachten. Der Anker hielt auch sofort sehr gut.
Nachdem der Anker saß, tauchte ich Ihn ab. Neben der Kette fand ich noch die
Halterung einer Rohrleitung an der ich
ein weiteres Tau befestigt habe. Somit liegen wir sehr sicher in diesem starken
Wind.
In den Reiseführern heißt es, dass der Tourismus auf den
Kapverden boomen würde, insbesondere auf Sal. Davon ist hier in Palmeira, dem Haupthafen
der Insel nicht viel zu spüren. Der Tourismus erscheint hier in Form von 3
kleineren Bussen, mit ca. 50 Bleichgesichtern aus dem Süden der Insel. Für 2
Stunden herrscht Ausnahmezustand in dem kleinen Hafenort. Das ganze Dorf
verwandelt sich in einen mobilen Basar. Der Spuk ist so schnell vorbei wie er
gekommen ist. Ab mittags fühlt es sich wieder sehr afrikanisch an. Die
Seglerszene des Hafens ist auf besondere Weise akzeptiert und ein Stück weit
Alltagsleben. Insofern ist es auch ein besonderes Erlebnis die Kapverden auf
diese Weise kennen zu lernen.
Wieder Land in Sicht. Sal |
Gücklich auf dem Ankerplatz Pameira, Sal, Kapverden |
Großartig;-)
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