Dienstag, 23. Juni 2020

Entlang der holländischen Küste nach Deutschland

Nach neun Tagen in Cadzand habe ich mich und auch das Boot er(über)holt. Meine Familie war vier Tage zu Besuch. Sehr schön alle mal wieder zu sehen. Nachdem Ute gegangen war, entstand plötzlich ein riesen Loch. 360 Tage verbrachten wir jeden Tag 24 Stunden miteinander. Meine Familie schaffte einen Ausgleich, den wir alle sehr genossen.
Seeschleuse Vlissingen
Das Boot habe ich komplett entpökelt und ordentlich sauber gemacht. Die letzte Reise hinterließ doch einige Spuren. Am Freitag verholte ich nach Vlissingen, um dort meine neue Crew in Empfang zu nehmen. Micha begleitet mich nun zwei Woche, Alex eine Woche.
Am Sonntag um 5 Uhr schellte der Wecker. Um noch mit dem Strom aus der Westerschelde zu fahren, war ein frühes Ablegen nötig. Der Schleusenwärter an der Seeschleuse öffnete sogleich die Tore. Nach 15 Minuten waren wir auf See. Das Wasser rauscht gleich mit 3,5 Knoten an der Ausfahrt vorbei. Durchs Oostgat ging es zügig in Richtung offene See. Untiefentonnen markierten unseren Weg entlang der holländischen Küste. Die erste größere Hürde: Zufahrt Europoort - größter Tiefseehafen Europas in Rotterdam. Aus drei Verkehrstrennungsgebieten laufen hier die Frachter ein und aus. Wir mitten drin! Eine definierte Passage markiert einen Weg zur Querung der Hauptverkehrszone durch Kleinfahrzeuge. Unser Motto: Einfach Kurs und Geschwindigkeit halten. Genau auf Höhe der Einfahrt kam uns dann doch ein griechischer Tanker sehr nahe und ließ Herzen höher schlagen. Dort und auf dem Weg bis einige Meilen nach Ijmuiden lagen sehr viele Frachter vor Anker. Kreuzfahrtschiffe warten hier auf das baldige Ende des Shutdown. In der Einfahrt nach Amsterdam, fuhr kein Frachter ein noch aus - sonst auch eine Hauptverkehrszone. Nachdem wir nördlich von Ijmuiden einen Windpark umfahren mussten, hatten wir endlich freien Seeraum vorm Bug – perfekt zum Sonnenuntergang. Zugleich ordentlich Wind und Welle ließ uns noch eine Schicht Kleidung auflegen. Die Nacht teilten wir uns sehr gut auf.
Auf der Höhe von Den Helder nahm der Schiffsverkehr wieder ordentlich zu. Micha hatte dort einiges zu beobachten. Fischer fuhren sehr nah heran und auch ein Tauchboot kurvte auf unserer Kiellinie. Dank der kürzesten Nacht des Jahres wurde es schnell wieder hell und es erwartete uns ein schöner sonniger Tag. Als uns die Strömung wieder entgegen lief, wurde klar, dass es heute zu knapp wird Norderney zu erreichen. Also gegen den Strom in die Ems und ab nach Borkum. Die letzten zwei Stunden waren ein Geduldsspiel. Mit 3,8 kn am Hauptstrand von Borkum vorbei und nur noch schnell ankommen war das Ziel. Im Hafen lagen bereits Päckchen mit je vier Yachten an der Gastlieger-Brücke. Eine Yacht lag allein, da die Crew um 3 Uhr in der Nacht weiter wollte. Die Zeit schreckt sicher ab uns aber nicht!
Der Hafen Borkum wird für die Versorgungsschiffe der Windparks genutzt und ist oft laut und wenig attraktiv. Dafür hat unsere Insel-Radtour bei bestem Wetter viel Spaß gemacht.

Und morgen heißt es Borkum ade – Norderney juchee.





Hafen Borkum

Das Borkumer Inselbähnchen

Seehunde vor Borkum

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